In Sukhothai (Thailand), der historischen ersten Hauptstadt eines Siam Reichs, finden sich die zahlreichen Tempel dieser Epoche heute noch als Ruinenlandschaft. Die gesamte Anlage von Old Sukhothai ist eine der Weltkulturerbestätten von Thailand.
Das Wat Sri Sawai im Geschichtspark von Sukhothai ist eine der noch relativ gut erhaltenen Tempelanlagen dieser alten siamesischen Hauptstädte. Die Khmer, deren Siedlungszentrum im heutigen Kambodscha liegt und die mit Angkor Wat die berühmteste Tempelstadt Südostasiens hinterlassen haben, gaben dem Wat Sri Sawai in Sukhothai ihren charakteristischen Baustil.
Erlebnis im Geschichtspark von Sukhothai (Thailand)
Bei meinem Besuch im Wat Sri Sawai unternahm ich auch einen Rundgang innerhalb der Begrenzungsmauern um den Tempel herum. Es war morgens und ich relativ allein in der Anlage. Als ich auf einen hinteren Hof kam, gewahrte ich auf einmal links von mir eine Schlange auf einem steinernen Podest. Diese bewegte sich seitlich neben mir langsam in meiner Richtung.
Zuerst war ich natürlich neugierig, aber auch etwas unsicher. Schließlich hatte ich keine Ahnung, ob die Schlange für mich gefährlich sein könnte und was sie so im Schilde führte. Sie kroch auf mich zu, zumindest würde ihr Weg den meinen in wenigen Metern kreuzen. Ich verharrte und hielt die Kamera auf die Schlange gerichtet. Zur grünen Farbe fiel mir im ersten Moment nichts anderes ein als „Grüne Mamba“ – doch die leben gar nicht in Thailand….
Die Jagd der Schlange beginnt..
Dann richtete sich die Schlange für einige Sekunden neben mir auf – sie erhob den Oberkörper und streckte den züngelnd Kopf nach vorn, in Richtung der Mauerecke des kleinen Innenhofs. Dann begann sie sich zunehmend schneller voranzuschlängeln. Immer noch war ich etwas unsicher – würde sie mich jetzt gar angreifen? Die Bewegungen der Schlange wurden immer schneller – sie erreichte die Mauer, die in etwa 30 cm Höhe einen schmalen Sims aufwies. Dort setzte die Schlange ihre Vorwärtsbewegung nun in einer Geschwindigkeit fort, die ich kaum für möglich gehalten hätte – sie war voll im Jagdfieber.
Mehr im Augenwinkel gewahrte ich rechts von mir eine weitere Bewegung: Eine rund 40cm lange Echse versuchte flüchtend an der Seitenmauer hochzuklettern und der Schlange so zu entkommen. Doch die Mauer hatte oben eine auskragende Krone. Daran scheiterte die Echse und stürzte zurück zum Mauersims.
Für einen Moment konnte ich daraufhin weder Echse noch Schlange entdecken. In der Mauerecke stand auf einem kleinen Betonsockel ein Strahler, der das Wat Sri Sawai im Dunkeln anleuchten sollte. Zwischen Mauer und Sockel war eine Lücke, in der angewehtes Laub lag. Und dort entdeckte ich nun die Schlange wieder – sie war eingerollt und aus den Schlingen ihres Leibes lugten Hinterbeine und ein zuckender Schwanz hervor. Die Schlange begann, die gefangene Echse mit ihrem muskulösen Körper zu würgen.
Später zeigte sich der Kopf der Natter, suchend zwischen ihren offenen Schlingen und den Schwänzen hin und her tastend. Dann öffnete sie ihre Kiefer und dehnte diese an ihrem eigenen Leib. Der Kopf verschwand zwischen den vorderen Schlingen. Langsam lösten sich die Ringe aus dem Körper und auf einmal tauchte der Kopf der Schlange aus dieser Umklammerung auf.
Tief im weitgeöffneten Rachen der Natter steckte die Echse, nur Hinterbeine und Schwanz hingen noch heraus. Die Muskeln des Schlangenkörpers arbeiteten und schoben den Körper der Echse als Ganzes immer tiefer und tiefer in die Schlange hinein. Man konnte das Profil der Echse förmlich noch in den Ausbeulungen des Schlangenkörpers erahnen. Auch die Hinterbeine der Echse verschwanden nun. Bald schon hing nur noch ein kurzes Stück vom Schwanz aus dem Maul der Natter. Das ganze Spektakel hatte etwas mehr als 10 Minuten gedauert. Die vordem so agile Schlange lag nun ziemlich träge in der Ecke. Fette Beute war zu verdauen.
Eine fliegende Schlange
Am Abend des ereignisreichen Tages, nach umfangreichem Besuch des historischen Parks von Sukhothai, habe ich im Internet nach der Artbeschreibung für die Schlange gesucht. Es handelt sich um eine Grüne Schmuckbaumnatter (Chrysopelea paradisi), die bis 1,5m lang werden und sogar bis zu 20m weit zwischen Bäumen fliegen kann. Ja, richtig gelesen – die Schlange kann fliegen! Die Schmuckbaumnatter klettert auf Bäume und läßt sich von Ästen fallen. Dabei dehnt sie ihren Bauch zu einer Fläche, die auch noch ein Hohlprofil ausformt – ähnlich einer Tragfläche. Dadurch schwebt sie mehr oder weniger zielgerichtet der Gravitation folgend.