Eines der bekanntesten und sicher auch schönsten Ziele in Vietnam ist die Ha Long – Bucht im Golf von Tonkin, östlich von Hanoi. Leider macht dabei das Wetter viel aus, um die Schönheit der Ha Long Bucht zu unterstreichen. Und das ist vor allem in den winterlichen Monaten recht unzuverläßlich. Bei Sonne und blauem Himmel bilden die von grünen Gebüschteppichen überzogenen hellgrauen Felsrücken im türkisfarbenen Meer einen wunderschönen Kontrast. Ist das Wetter eher dunstig und der Himmel zeigt sich im europäischen Novembergrau, verliert dieser Bilderbucheindruck wesentlich an Farbe.
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Eine Drei-Tage – Tour zur Ha Long Bucht
Die Anreise bei organisierten Touren z.B. von Hanoi aus erfolgt nach Abholung am Hotel oder am Buchungsbüro mit Reisebussen und einer Zwischenstation an einer „Marmor-Schleiferei“ auf halbem Wege, wo Toiletten und ein schnelles Imbiß- Angebot locken. Außerdem wird natürlich versucht, den Gästen Produkte des Werkes oder andere typisch vietnamesische Ware zu verkaufen. Unter Mittag wird das „Kreuzfahrt- Terminal“ von Ha Long City erreicht. Das ist wirklich wie ein klassisches Passagier Terminal in einem großen Hafen aufgebaut.
An Bord eines Ha Long – Kreuzers
Von dort werden die Gruppen per Beiboot (Tender) auf die ankernden Schiffe gefahren. Dann geht die Fahrt los in Richtung der Felseneilande. Die Gäste bekommen ihre Kajüten und bald danach wird im Salon Mittagessen serviert. Das Essen ist wirklich reichhaltig, die kleine Crew an Bord gibt sich alle Mühe, ein vielseitiges Essen aufzubieten. Auch vegetarisch ist normalerweise drin, am Besten schon bei der Buchung mit anmelden.
Das Schiffchen tuckert derweil mit höchstens 2 Knoten durch die Bucht. Am Ende sind es kaum 6 Seemeilen bis zum nächtlichen Ankerplatz, die Stadt Ha Long ist dabei weiterhin in Sichtweite. In dieser Ankerbucht liegen am Abend zwischen 20 und dreißig der Touristenschiffe, also solltest Du Dich auf eine spezielle Form von Massentourismus einstellen. Andererseits… wie sollte es auch gehen, wenn allein von Hanoi aus jedem Morgen bestimmt rund 30 Busse zur Ha Long Bucht unterwegs sind. Vom Ankerplatz aus werden die Gäste per Beiboot zu zwei oder drei „Attraktionen“ gefahren – z.B. eine Höhle im Karstfelsen mit riesigen unterirdischen Hallen.
Karsthöhle und Kajaking in einer Felsenlagune
Da im Grunde alle Touris von allen Booten zur Höhle fahren, gibt es anfangs ein riesiges Gedränge und teilweise geht es nur nach einigen Minuten Anstehen weiter. Aber beeindruckend ist diese Höhle aufgrund der Ausmaße und teilweise der noch rel. jungen Tropfstein- Strukturen schon. Die Phantasie der „Reiseleiter“ übersteigt dabei oft die der Gäste im Erkennen von Figuren und Tieren in einzelnen Steinformationen. „Klappern gehört zum Geschäft„, das hat man auch in Vietnam längst begriffen. Nach der Höhle tuckert das Beiboot mit den eingesammelten Gästen zu einem schwimmenden Anleger für Kajaks.
Dort wird umgestiegen und alle können für eine 3/4 Stunde per Kajak unter einem Felsen hindurch in eine Bucht fahren. Dieser Felsenkessel ist rundum geschlossen, nur durch die Höhle zu erreichen und gibt einen Eindruck von der Verspieltheit der Natur in der Ha Long Bucht. An einem Ufer tummeln Affen – Familien. Leider waren nach dieser Kayak – Tour meine Hosen naß und brauchten eine provisorische Wäsche wegen des Seewassers. Die Bauart des Kajaks sorgte dafür, daß eindringendes Wasser sich bevorzugt auf den Sitzflächen des Hintermanns sammelt.
Später bringt der Tender die Gruppe zurück zum Mutterschiff und das war im Grunde das Ausflugsprogramm für den ersten Tag. Beim Abendessen legt sich die Koch-Crew nochmal richtig ins Zeug. Zum Programm gehört bei vielen der „Kreuzfahrt – Anbieter“ noch die eigene Zubereitung von Frühlingsrollen für den Sofortverzehr. Die weitere Abendgestaltung bleibt den Gästen überlassen, wobei ein Barkeeper gern alle gewünschten Getränke zusammenmixt (mit extra-Kosten, versteht sich).
Am nächsten Morgen wird schon gegen 7:00 geweckt und zum Frühstück gebeten. Wer am Vorabend den Barkeeper zu sehr in Anspruch genommen hat, muß sich ganz schön anstrengen. Zum Glück gibt es früh mal Kaffee als flatrate ohne Aufpreis.
Die Extratour für Dreitage – Gäste: Höhlen und Perlenfarm
Eine Höhle zum Kriechen
Dann steigen alle wieder in den Tender. Hier teilt sich die Spreu…. Wer drei Tage gebucht hat, sollte sich vor oder nach dem Frühstück einen Tagesrucksack fertig machen, denn diese (meist kleine) Gruppe verläßt das Boot jetzt bis zum späten Nachmittag. Verschiedene „Mehrtägler“ von verschiedenen Schiffen werden auf einem Schiff zusammengefaßt und bekommen ab hier ein Extra-Programm. Das umfaßt eine weitere Höhle – diesmal eine enge kleine ohne künstliche Beleuchtung, so daß es ratsam ist, eine Taschenlampe mitzunehmen. Der Guide hat eine Lampe dabei, die meisten anderen behelfen sich mit ihrem smartphone-Licht. Die Deckenhöhe ist stellenweise so niedrig, daß wir auf Knien durch die Gänge kriechen. Dahinter liegt wieder ein großer Raum – nur durch den engen Gang zu erreichen. Nichts für klaustrophobe Abenteurer. An einem anderen Ort liegt ein Spalt wie ein Balkon über der See, so daß man einen Blick in eine weitere Bucht werfen kann.
Später wird nochmals Kayaking angeboten. Auch hier ein Stück Höhle. Dahinter ein Strand – wer vorbereitet ist und Handtuch sowie Wechselsachen mit hat, kann bei gutem Wetter baden gehen. Zeit ist genug, die meisten sitzen eine Stunde einfach in der Sonne (wenn sie denn scheint.. Ha Long Wetter!).
Schmuck aus dem Meer – die Perlenfarm
Dann geht die Fahrt im Schneckentempo durch Felsenkanäle, bis in einer weitläufigen Bucht eine Perlenfarm erreicht wird. Es gibt eine kurze Einführung in die Zucht künstlicher Perlen, was schon sehr interessant ist. Das Verfahren wurde Ende des 19.Jahrhunderts von einem Japaner entwickelt. Ein junges Mädel am Arbeitstisch öffnet eine Muschel und „beimpft“ diese, so daß hoffentlich später eine Perle heranwächst. Die Quote des Gelingens liegt nur ungefähr bei 30%. In einer anderen, „reifen“ Muschel wird eine frische Perle präsentiert. Auf der Bucht schwimmen Gestellrahmen, an denen hunderte Muschelträger hängen. Es dauert Jahre, bis in einer beimpften Muschel eine Perle von ansehnlicher Größe herangewachsen ist.
Natürlich kann dann jeder in dem riesigen Verkaufsraum Ohrringe, Perlenketten, Fingerringe usw. kaufen, soviel das Kreditkarten – Konto hergibt. Ja, hier draußen, auf dieser „offshore“- Plattform in der Ha Long – Bucht funktioniert sogar die Zahlung per Kreditkarte. Anschließend geht die Fahrt weiter, um die Runde zu schließen. Und je nach Boot werden dabei schon die einen oder anderen Gäste zu ihren „Mutterschiffen“ zurückgebracht.
Zwischen 15:00 und 16:00 Uhr erreichen wir wieder unseren Dampfer, der wie am Vortag am gleichen Platz vor Anker liegt. Nur daß die Zweitage- Gäste ausgetauscht wurden und noch beim „Kayaking der nassen Hosen“ sind. Für uns wenige Dreitage-Gäste ist das Tages – Programm zu Ende und wir dösen auf dem „Sonnendeck“. Später gibt es die erste Begegnung mit den neuen Kurzausflüglern und das Abendessen.
Ti-Top viewpoint am dritten Tag und Rückfahrt
Auf den Spuren des Kosmonauten
Das Programm am dritten Tag (für 2-Tagegäste am 2.) ist noch kürzer. Wecken wie gehabt um 7:00 Uhr. Dann eine schnelle Fahrt mit dem Beiboot zum „Ti-Top“, eine Felsspitze, wohin Ho Chi Minh den zweiten Kosmonauten der Welt, German Titow mal eingeladen hat. (Mit damals 26 Jahren ist German Titow bis heute der Jüngste überhaupt, der den Weltraum besucht hat.) Diesen „viewpoint“ kann man über viele viele Treppenstufen ersteigen… das geht, dank Kaffeeflatrate zum Frühstück. Da die Insel einen kleinen Strand hat (sogar mit Bademeister und baywatch!), ist allen, die das wollen, ein kurzes Bad erlaubt.
Zurück nach Hanoi
Und schon wird gedrängt, wieder auf das Mutterschiff zurückzufahren. Dort ist Packen angesagt – die Zimmer werden während der Rückfahrt für die nächsten Gäste gereinigt. Währenddessen wird der Anker gelichtet und die kurze, aber langsame Rückfahrt beginnt. Mittagessen gibt es bereits gegen 11:00 Uhr! Üppig, aber viel zu früh. Noch vor dem Mittag liegen wir wieder in der Bucht des Hafens von Ha Long (Stadt) und werden zu dem großen Passagier-Terminal geschippert. Dort sitzen wir über eine Stunde in der Halle und warten auf den Bus aus Hanoi, der neue Kreuzfahrer bringt und uns zurück in die Metropole am Roten Fluß. Auch auf der Rückfahrt macht der Bus einen Stop an der Toilette/ einer Marmorschleiferei.
So sieht in etwa das Programm aus, welches bei drei Tagen für 130 – 170 Dollar (ein wenig nach Verhandlungsgeschick und Nachfrage) angeboten wird. Möge jeder für sich beurteilen, ob ihm dieser kurze Eindruck am Rande der Ha Long – Bucht ausreicht oder er mehr Zeit, aber auch mehr eigenen Organisations-Aufwand investieren möchte. Übrigends wurden diejenigen, die eine von den zwei Nächten mit einem Aufenthalt auf der Insel Cat Ba gebucht hatten, mehr oder weniger überredet, daß sie auf dem Schiff bleiben. Die Insel Cat Ba war zu dieser Zeit kurzfristig wegen Corona gesperrt.
Ein Wasserfahrzeug brauchst Du in jedem Fall
Willst Du die Ha Long – Bucht auf eigene Faust erkunden, bist Du trotzdem darauf angewiesen, irgendwelche Bootstouren zu buchen. Nur eben dann vor Ort als Tagestouren. Denn – ohne eine Seefahrt bleibt das Erlebnis eher beim Blick aus der Ferne. Die Tagestour- Schiffe vom Ha Long – Passagier- Terminal werden mehr oder weniger das Programm, welches mit Übernachtung als Zwei-Tage-Tour angeboten wird, an einem Tag machen. Zeitlich kein Problem, da sie früher losfahren können – die ca. 4 Stunden Anreise aus Hanoi fällt ja weg. Eventuelle gute Ergänzungen gibt es durch alternative Angebote von der Insel Cat Ba. Mit mehr Zeit und passender Ausrüstung könnte ich mir auch längere Kayak-Touren in der Insellandschaft vorstellen.
Reisetips für die Ha Long Bucht
Die Ha Long Bucht entdecken – Individuell oder organisiert?
Mehr Informationen zur Anreise nach Vietnam sowie einen Überblick über Attraktionen im Norden des Landes findest Du im Beitrag „Stipvisite in Nordvietnam„
Eine Möglichkeit ist die eigene Anreise mit dem Bus oder auch mit der Bahn. Denn Ha Long (Stadt) zählt zu den Orten, die von der vietnamesischen Eisenbahn erreicht wird. Mit dem Bus ist allerdings deutlich einfacher – es fahren den ganzen Tag eine Vielzahl an öffentlichen und privaten Bussen sowohl als Linien wie auch mit touristischen Angeboten.
Individuell nach Ha Long mit öffentlichen Bussen
Üblicherweise versuchen Individualreisende einen Teil der Zeit in Ha Long Stadt zu verbringen und per Touristenboot in die Felslandschaft zu fahren und anschließend auf die Insel Cat Ba zu gelangen. Das geht von Ha Long aus. Die große Masse der Reisenden jedoch kommt mit organisierten Touren von Hanoi aus in die Bucht. Hast Du nur 14 Tage auf Kurzreise oder viel vor in Vietnam, würde ich Dir dazu auch raten – trotz aller wenn und aber, was ich oben schon beschrieben habe. Denn die Möglichkeiten, vor Ort auf eigene Faust wirklich ein tolles Ha Long – Erlebnis zu organisieren, kosten Zeit und sind begrenzt bzw. greifen dann doch wieder auf Teile der Tourangebote zurück – wie eben die Touristenboote, die durch die Bucht fahren.
Organisierte Ausflüge von Hanoi
Mittlerweile sind viele Ausflugsangebote von Hanoi aus sogar nur noch Ein – Tages – Fahrten* ohne Übernachtung. Haben sich die Reisegewohnheiten so gewandelt, daß man tatsächlich nur noch im völligen Streß alles an einem Tag schaffen will? Das bedeutet – sehr zeitig aufstehen und eine lange Busfahrt am Morgen, sowie zurück spät in der Nacht. Denn der Bus braucht zwischen 2,5 und 3,5 Stunden von Hanoi bis Ha Long. Für mich wäre das alles viel zu stressig und statt einem Reiseerlebnis nur noch eine quasi-olympische Punktejagd.
Die besseren Angebote sind standardisierte 2 – Tage* oder 3 – Tage – Touren*, also mit einer oder zwei Übernachtungen. Ich rate auch für Kurzreisende eher zu den zwei Übernachtungen, damit Du überhaupt einigermaßen etwas von der Tour hast. Der zweite Tag von den dreien ist nämlich der schönste, die anderen beiden Tage sind ja zur Hälfte sowieso reine Busfahrt.
Das Wetter in der Ha Long Bucht
Kannst Du Dir Deine Reisezeit frei einteilen, dann versuche, per Wettervorschau die schönsten Tage für die Ha Long Bucht rauszusuchen. Ansonsten bleibt Dir nur, die Erwartungen um einiges herunterzuschrauben, um nicht enttäuscht zu werden. Schön und beeindruckend ist der Ort trotzdem, auch wenn die Farbigkeit der Prospektfotos von den Launen des lokalen Wetters abhängig ist.