Ein weiterer „Jahrhundert – Sommer“ liegt hinter uns. Die lähmende Hitze ist vorbei, die beständigen Sonnentage leider auch. Was uns geblieben ist, ist die Dürre, auch wenn gerade mal ein paar erbärmlich dünne Schauer etwas Frische über den durchgetrockneten Boden der Dahlener Heide breiten.
[*enthält Verweise auf Gastronomie, Geschäfte, Freizeiteinrichtungen usw. und zählt deshalb als *Werbung]
Inhaltsübersicht Schildau und Belgern
- Wochenend – Abenteuer bei Leipzig im Reich der Schildbürger
- Schildberg– Aussicht und versteckte Kleinode
- Ein Besuch bei den Schildbürgern
- extra: Historischer Hintergrund zur Entstehung des Schildbürger – Buchs von 1598
- extra – Kasten: Einige Schildbürger – Geschichten kurz gefaßt
- Auf Wege- Varianten von Schildau nach Belgern
- Belgern – der „weiße Berg“ an der Elbe
- Schildau – Belgern – Radtour VIDEO
- Reisetips für die nördliche Dahlener Heide
- Unterkünfte in der nördlichen Dahlener Heide
- Reiten und Pferdefahrsport
- Reiseführer, Wanderkarten und Literatur zur Dahlener Heide
Wochenend-Abenteuer bei Leipzig im Reich der Schildbürger
Nichtsdestotrotz – gerade diese herbstliche Zeit ist für kurze Abenteuer gut genug – Kleine Fluchten aus dem Alltag. Ein Reiseziel für Wochenenden, ja eventuell sogar nur für einen Tag, liegt von Leipzig oder Halle aus erreichbar im Osten – die Dahlener Heide und die Schildbürger. Also, alle, die aus Leipzig raus in der Umgebung Wandern oder Radfahren wollen, finden hier ein willkommenes Ausflugsziel.
Da die Dahlener Heide ein Hügelland ohne steile Anstiege ist (der Schildberg ist mit 217m die höchste Erhebung), können auch Ältere oder Familien mit kleinen Kindern dieses Gebiet ohne allzu große sportliche Herausforderung erfahren. Ein Großteil der Wege sind allerdings Wald- und Feldwege nur mit Split-Schüttung, deshalb empfehlen sich breite Fahrrad-Reifen. Die hier empfohlene Nordroute durch die Dahlener Heide als Radtour führt von der S-Bahn über Schildau nach Belgern an die Elbe. Für den südlichen Teil der Heide-Radtour mit Dahlen als namensgebender Stadt lies den Extra-Bericht.
Das Wetter in Schildau und der Dahlener Heide heute.
Anreise mit S-Bahn und Rad
Mit der Leipziger S-Bahn S4 (dem langen nördlichen Schenkel mit dem fernen Ziel Hoyerswerda) könnt Ihr von Leipzig aus bis Doberschütz fahren. Die Hallenser, die über Delitzsch kommen, steigen in Eilenburg in die S4 zu und haben dann nur noch zwei Stationen. Zum Glück ist in den Schienenverbindungen des Verkehrsverbundes MDV die Fahrradmitnahme kostenlos, so daß Ihr Eure eigenen Räder mitbringen könnt.
Mit Fahrradverleih- Stationen sieht es in der Gegend nämlich noch recht düster aus. Und ohne Fahrrad bist Du in Doberschütz auch aufgeschmissen, es sei denn, Dein Interesse gilt weiten Wanderungen.
Ihr braucht mit dem Rad gar nicht in den Ort hineinzufahren, da nervt sowieso nur die B87 mit all den Auto-Ausflüglern. Besser ist es, ein Stück in der Gegenrichtung die Straße raus zu nehmen und dann links in den Feldweg einzubiegen und Strelln sowie Schöna anzusteuern. Das erste Ziel sollte östlich in der Ferne schon erkennbar sein – der Schildberg bei Schildau mit einem kleinen Buckel auf der Kuppe, welcher den Schildbergturm wahrnehmen läßt. (ca. 14,5km) ( Radweg bis Schildberg: https://t1p.de/y06z , mit download-Option für .gpx-Track)
Erste Etappe über Feldfluren zum Schildberg
Zuerst geht es über Feldwege durch offene Landschaften. Ab Strelln kommen Kommunalstraßen, allesamt sehr wenig befahren und bis auf ein paar enge Kurven zwischen Schöna und Kobershain sehr übersichtlich.
Kleiner Übernachtungstip: Im alten Rittergut Kobershain gibt es jetzt ein Schloßhotel mit Familiensuite und Doppelzimmer*. Von hier aus ist der Schildbergwald und Stadt Schildau auch für Kinder mit dem Rad gut zu erreichen.
Von Kobershain aus führen zwei mögliche Wege auf den Schildberg. Einer führt noch ca. 1,5km die Straße Richtung Schildau und dann rechts in einen Waldweg hinein, der andere schon in Kobershain auf ansteigenden Wegen und an der Wind- Mühle vorbei.
Über den Namen des Schildberg läßt sich etwas spekulieren. Einige meinen, dieser käme von der Form eines flachliegenden Schildes. Wahrscheinlicher ist die Zuordnung zur Kleinstadt Schildau, zu deren Fluren der Schildberg – Wald gehört. In einigen Landkarten steht folgerichtig auch „Schildauer Berg“ als Bezeichnung, obwohl das kein Einheimischer so sagt.
Schildberg- Aussicht und versteckte Kleinode
Der Schildberg ist ein Porphyr-Buckel mit einer Höhe von 217m über NN, der in westlicher Richtung noch eine Fortsetzung in den Hohburger Bergen findet. Oben steht ein steinerner Turm, der vom Forstamt als Feuerwacht-Turm bei Waldbrandgefahr genutzt wird (mittlerweile per Video-Technik). Unter dieser Kanzel befindet sich eine Aussichts-Plattform. Diese ist in der Sommersaison an Wochenenden geöffnet, wenn nicht zu hohe Waldbrandgefahr (ab Stufe IV) besteht.
Der Schildbergturm ist geöffnet von Mitte Mai bis Mitte Oktober jeweils
Sonntag und Feiertags von 9 – 18 Uhr.
Von der Höhe des Schildbergturms aus kannst Du einen weiten Rundum-Blick genießen: nordwestlich ist der Funkturm Roitzsch in der Dübener Heide zu sehen. In nördlicher Richtung Schloß Hartenfels in Torgau. Östlich liegen vor allem die Waldgebiete der Dahlener Heide, wenn Dein Blick nicht so weit schweift, siehst Du unterhalb des Berges Schildau mit der markanten Stadtkirche sowie dem Rathaus links daneben.
Südöstlich in der Ferne ein weiterer Berg – der Collm bei Oschatz, bei guter Sicht ist ein dünner Funkturm und ein weniger hoher alter Steinturm zu erkennen. Eventuell sogar ein weißes Gebäude am Nordhang – das ist das Observatorium Collm. In südwestlicher Richtung liegen die Hohburger Berge. Wenn das Wetter und der Sonnenstand es zuläßt, dann erkennst Du vom Schildbergturm aus leicht südlich dieser Berge vielleicht sogar Leipzig mit dem „Weißheitszahn“ und dem Völkerschlacht – Denkmal.
Leider ist nach dem Wüten insbesondere des Sturms „Friederike“ im Winter 2018, nach dem zweiten Dürre- Sommer in Folge und starkem Borkenkäfer- Befall der Wald hochgradig geschädigt. Das ist von oben an den vielen braunen Baumwipfeln besonders deutlich wahrzunehmen. Hier werden in den nächsten Jahren große Anstrengungen der Forstleute notwendig, um den Waldumbau zu widerstandsfähigeren Laub-Mischwäldern voranzutreiben.
Geschichte auf der Spur
Der Schildbergturm wurde in den 30er Jahren durch „Kraft – durch – Freude„- Einsätze gebaut. Eigentlich sollte am Schildberg so eine Art Thing-Platz entstehen mit Freilichttheater am Hang usw. Doch ab 1939 wurde die Kraft nicht mehr für Freude gebraucht, sondern zum Kriegführen, wodurch die ursprünglichen Pläne für nach dem Endsieg aufgeschoben wurden. Doch der Endsieg sah anders aus als erwartet und die Kräfte, die dann die Macht übernahmen, waren Freunde anderer Freuden. Damit waren die Baupläne erledigt.
Verlaßt Ihr das Schildberg – Plateau auf dem Abstieg nach Süden, dann kommt nach ca 50m ein Pfad nach rechts. Dort geht es zum „Napoleon-Stein„. Das ist ein Felsbuckel, der am Westhang des Schildbergs aus dem Waldboden ragt (mit einer der kleinsten Boofen Sachsens 🙂 . Dort soll Napoleon am Vorabend der Völkerschlacht 1813 gelagert haben. Der Pfad dahin führt oberhalb eines Steinbruchs entlang (die „Heßler-Schlucht“). Dieser ist inzwischen ein kleines Naturreservat mit sonnengewärmten Felswänden und Feuchtbiotop.
Ein weiterer Steinbruch (und nicht der einzige ) befindet sich ca. 500m weiter südlich: Wittes Steinbruch. Dieser ist „abgesoffen“, d.h. weitgehend mit Wasser gefüllt.
Länderteilung nach Völkerschlacht und Wiener Kongreß
Der Weg, der die Steinbrüche verbindet, ist heute Kreisgrenze zwischen Nordsachsen und Leipziger Land (ehemals Muldental-Kreis) und war nach dem Wiener Kongreß 1815 die Grenze zwischen dem verkleinerten Königreich Sachsen und dem Königreich Preußen. Sachsen hatte sich mit dem Völkerschlacht – Verlierer Napoleon verbündet und mußte dafür nicht nur Federn lassen, sondern auch einige Quadrat-Kilometer Land an die Sieger abtreten. Südlich vom Schildberg und von Schildau und quer durch die Dahlener Heide finden sich seitdem immer wieder die Grenzsteine mit den Markierungen KP und KS (Königreich Preußen und Königreich Sachsen).
Ein Besuch bei den Schildbürgern in Schilda(u)
Vom Schildberg führen nun mehrere Wege nach Schildau. Alle haben ihren Reiz, nur auf dem Grenzweg würde ich nicht bleiben, da dieser nicht direkt in die Stadt führt, sondern weit raus nach „Altenhain“ und dann nur die sehr befahrene Staatsstraße (von Wurzen) nach Schildau bleibt.
- Über die Rodelbahn an den Hasenteichen entlang – der „naturnahe“ Weg : https://t1p.de/bjsw
- Für Radfahrer am Besten geeignet über den Thammenhainer Weg: https://t1p.de/ms5b
- Über den Schilderhainer Triftweg und schnell zur Pizzeria La Cabane 🙂 https://t1p.de/7r0u
Lange Besiedlungsgeschichte
Die Ortsbezeichnung „Schildau“ kommt wohl ursprünglich aus dem Slawischen, wo ein Wortstamm „scoldoch“ auf einen eher undurchdringlichen Wald hinweisen soll. Die erste Besiedlung des Gebiets liegt deutlich weiter zurück: Fährst Du nach Süden in den weitgehend „wüsten“ Ortsteil Altenhain und biegst im Wald in Richtung Ochsensaal ab, kommst Du an ein Hügelgräber – Feld aus der Bronze – Zeit. Die Gräber wurden bereits etwa 1800 bis 1500 Jahre vor Beginn der Zeitrechnung angelegt. Kontinuierlich besiedelt wurde Schildau nachweislich seit 1170, d.h. im Jahr 2020 sollte 850 – Jahr – Feier sein. Zu dieser Zeit Ende des 12. Jahrhunderts zogen Mönche vom Kloster am Petersberg bei Halle (Saale) aus, um weitere Gebiete (mit bis dahin slawischer Besiedlung) urbar zu machen. Dazu rodeten sie die ersten Waldgebiete und begannen um einen slawischen Wehrturm, der heute noch den unteren Teil des Kirchturms der Stadtkirche St. Marienkirche bildet, eine neue Siedlung anzulegen.
Schildbürger – Buch, Schildbürger – Museum und Schildbürger -Brunnen
Ein Museum für die Schildbürger
Schildau ist die Stadt der Schildbürger. Vom Schildbürgerbuch hat vermutlich jeder schon mal was gehört. Nur wissen viele nichts von den Hintergründen und vor allem nicht, daß es den historischen Ort Schilda dazu tatsächlich gibt. Deshalb empfiehlt sich ein Besuch im „Museum der Schildbürger„. Leider sind die Öffnungszeiten eine Schildbürger- Geschichte für sich… Naja, das Problem ist, daß der Betrieb nur durch einen „Bundesfreiwilligen“ oder Ehrenamtliche aufrecht erhalten wird. Deshalb sind die Zeiten stark von der Verfügbarkeit der Freiwilligen abhängig. Du kannst entweder Dein Glück herausfordern, auf die Web-Seite schauen oder per Anmeldung versuchen, daß Dein Besuch paßt.
Montag u. Feiertags | geschlossen |
Dienstag und Donnerstag Mittwoch und Freitag | 13:00 bis 17:00 10:00 bis 14:00 |
Samstag Sonntag | 10:00 bis 14:00 nach Vereinbarung |
eMail: tourismus-schildau@belgernschildau.de | Tel. 034221-440-35 |
Das Schildbürger – Museum erklärt vor allem ein Stück die Entstehung des Buches, den historischen Hintergrund, veranschaulicht einige Streiche der Schildbürger und hat eine ganze Sammlung von verschiedenen Ausgaben des Schildbürgerbuchs parat.
Der Schildbürger – Brunnen, eine Buchquelle und der Maulbeerbaum
Interessant ist neben dem Museum der Schildbürger – Brunnen, einige Meter westlich die Straße runter. Der Künstler hat in einem Bronze- Guß über 20 der Streiche und Szenen aus dem Schildbürgerbuch verewigt.. oder versteckt 😉 Da kannst Du eine Weile zubringen und wirst nach und nach immer mehr Details entdecken. Am Besten, Du machst Dir ’ne Liste, was Du alles gesehen hast, besorgst Dir das Buch und versuchst, die Artefakte den Texten zuzuordnen. … oder umgekehrt. Einige der bekanntesten Geschichten sind unten in wenigen Worten zusammengestellt.
Apropos Buch.. unterhalb vom Kirchberg in der Goethestraße gibt es das Geschäft „Foto Kleber“. Wenn geöffnet, lohnt ein Besuch in dem Laden – dort kannst Du Glück haben und nicht nur Schildbürger – Postkarten, sondern vielleicht auch noch eines der Schildbürgerbücher ergattern. Nicht das Original von 1598, aber ein überarbeitetes Exemplar der Schildauer Schriftstellerin Ruth Kraft.
Neben der Stadtkirche St. Marien (von 1170) findest Du auch den ältesten Maulbeerbaum (morus alba) auf deutschem Boden. Dieser wurde 1518 dort gepflanzt, um Seidenraupen mit den Blättern zu füttern. Vom Kokon der Seidenraupen wird die wertvolle Naturseide abgewickelt. In der Kirche finden im Sommer desöfteren Konzerte statt, auch auf der historischen Vogler – Orgel. Im terrassierten Pfarrgarten am Südost – Hang des Kirchbergs entsteht gerade ein „Garten Erdenreich“ mit Duftgarten, der öffentlich zugänglich ist.
Schildbürger – Geschichten auf einem Stadt-Pfad kennenlernen
Hast Du etwas mehr Zeit für die Stadt der Schildbürger eingeplant, kannst Du einige Streiche der Schildbürger auf Bildtafeln entdecken. Denn in Schildau sind an etwa 10 Orten Bilder angebracht mit jeweils einem der Streiche. So z.B. links neben dem heutigen Rathaus (mit extragroßen Fenstern) „Wie die Schildbürger Licht ins Rathaus tragen“ , am Seggengraben „wie die Schildbürger einen Krebs als Schneider ansehen und wegen Sabotage zum Tode durch Ertränken verurteilen“ oder südlich unterhalb der Kirche „Wie die Schildbürger eine Kuh auf die Mauer ziehen wollten, damit diese das Gras auf dem Mauersims abweiden kann“ . Selbst die Kuh hängt dort an der Mauer.
Die meisten Tafeln sind im Stadtgebiet zu erlaufen bzw. auch mit dem Fahrrad schnell zu finden. Für die Anekdote „Wie die Schildbürger ihre Glocke im See versenkten“ mußt Du allerdings zum Seebad am Neumühlteich fahren. Nochmal zum Schildberg ist nicht notwendig, denn die Tafel mit dem Schildbürger-Streich „Wie die Schildbürger Bauholz zu Tale tragen“ steht schon am Weg dorthin (oder zum Cafè) in der Friedensstraße. Eine kleine Übersichtskarte mit den Standorten der Schildbürger – Tafeln im Stadtgebiet von Schildau kannst Du hier als .pdf – Datei herunterladen. (Rechtsklick auf den link und „Ziel speichern unter…“ wählen)
Die Schildbürger – historischer Hintergrund des Schildbürger – Buchs von 1598
Wie konnte es dazu kommen, daß die Bürger der kleinen Stadt Schilda(u) so in Verruf gerieten? Und das die Geschichten der Schildbürger ein ganzes Buch füllen?
Als Verfasser gilt der Landadlige Johannes Friedrich von Schönberg – und der hatte sein Adelshaus und seine Besitzungen in: Sitzenroda. Das kleine Nachbardorf 3 km östlich von Schildau. Schönberg waren die widerborstigen Bürger Schildaus ein schmutziger Dorn im Auge, denn sie wollten sich seinem Besitzstreben nicht einfach unterwerfen. Dazu kam, daß am Ende des 16. Jahrhunderts auch die Bürger kleiner Landstädte mit eigener Stimme im sächsischen Landtag mitreden wollten. Doch die Gemeinden wurden bis dahin von den Landadligen vertreten. Und so nahm sich von Schönberg das kurz zuvor erschienene und heute wenig bekannte Lalebuch zum Vorbild und schrieb eine Schmähschrift über seine freidenkenden Nachbarn, die er Schildbürger nannte. Angesiedelt hat er die Geschichte in einer ländlichen Stadt „Schilda“ in „Misnopotamia“ – was als Meißnerisches Zweistromland, also zwischen Elbe und Mulde gelegen, interpretiert wird. Und sich selbst als Verfasser erwähnt er ebenso, erst verschlüsselt in einer Art Buchstabenrätsel, später ab 1603 mit dem Namen Bellemont – was ja nicht anders als mit „Schönberg“ übersetzt werden kann.
Auch ein Schildbürger – Neidhardt von Gneisenau
Auf dem Markt von Schildau steht ein Rathaus (von 1841) mit besonders großen Fenstern (im Gegensatz zum abgebrannten Schildbürger – Rathaus) und ein Denkmal für Wilhelm Anton August Graf Neidhardt von Gneisenau. Dieser Generalfeldmarschall und Heeresreformer der Preußischen Armee wurde nämlich 1760 in Schildau geboren – und gleich erstmal verloren. Zu Zeiten des 7jährigen Krieges war es üblich, daß die Offiziersfrauen – schwanger hin oder her – im Troß der Heere mitreisen mußten. Und so hat Frau von Gneisenau während einer Rast in Schildau am 27.Oktober 1760 entbunden.
Naja, der kleine Neidhardt wurde in der Stadtkirche St. Marien getauft und dann ging es auch schon bald weiter. Doch die Mutter war entkräftet und ihr entglitt das zarte Bübchen bereits auf dem ersten Kilometer am Stadtrand. Sie überlebte das Drama nicht, aber der Junge wurde gefunden und nach Schildau zurückgebracht. Dort kam er zu Pflegeeltern, die sich über 8 Jahre mit dem kleinen Blaublüter rumplagen mußten. Die Gneisenaus wollten ihn nämlich so schnell gar nicht zurück. Also wurde er als human ressource verwendet und mußte die Weihnachtsgänse der Pflege- Familie hüten.
Im oben bereits erwähnten „Schildbürgermuseum“ ist auch ein kleines Museum für Gneisenau integriert.
Einige der bekanntesten Schildbürger – Geschichten kurz zusammengefaßt:
Der Schilderung im Schildbürgerbuch zufolge waren die Schildauer eigentlich sehr schlaue Leute, die überall an den Höfen und Regierungssitzen als Berater gefragt waren. Doch zu Hause verfiel Haus und Hof und die Kinder und Knechte wurden aufsässig. So beschlossen sie, daheim zu bleiben. Sie erfanden also allerlei Narreteien, um nicht mehr als Ratgeber abgerufen zu werden. Als Zeichen für den Beginn der neuen Ära begannen die Schildbürger mit dem Bau eines Rathauses…
Wie die Schildbürger Bauholz für ein neues Rathaus besorgten. Im Schildbergwald wurden Bäume gefällt und den Berg hinabgetragen. Der letzte Stamm entglitt ihren Händen und rollte hinab. Erstaunt erkannten sie, daß die Bäume ihren Weg selbst kannten – und trugen alle Stämme wieder auf den Berg, um sie in die Stadt rollen zu lassen.
Wie die Schildbürger ein neues Rathaus bauten und die Fenster vergaßen. Neue Zeiten – neues Rathaus. Deshalb wurde fleißig gebaut, um bald würdig in neuem Ambiente tagen zu können. Doch – ohweh! Im Rathaus war es dunkel wie in finsterster Nacht! Irgendwas war schief gegangen.
Wie die Schildbürger das Licht einfingen. Bald kamen die Schildbürger auf den Gedanken, daß sie vergessen hatten, das Licht mit im Rathaus einzubauen. Daran konnte man was ändern – nach Schildbürger – Art! Sie versammelten sich an einem sonnigen Mittag, um das Licht einzufangen und ins Rathaus zu tragen – mit Körben, Eimern und Säcken, ja sogar mit Lasso und Mausefalle wurde versucht, das Licht ins Haus zu bringen. … leider war der Erfolg nicht allzu groß.
Umsichtig in schweren Zeiten 😉
Wie die Schildbürger Salz säten. Wegen unruhiger Zeiten wurde im Lande das Salz knapp. Da kamen die Schildbürger auf die Idee, ihre letzten Salzvorräte auszusäen und mit reicher Ernte dem Mangel zu begegnen. Gesagt, getan, wurde am Salzberg (den gibt’s tatsächlich hinter der Pizzeria La Cabane ) ein Salzfeld angelegt. Und schon nach kurzer Zeit sprossen kräftige grüne Pflanzen – die auch noch heftig brannten wie Salz auf frischer Wunde, wenn man sie anfaßte. Nur leider war die Ernte eher ein Reinfall…
Wie die Schildbürger ihre Kuh auf die Mauer zogen. Auf der Suche nach lokalen Ressourcen entdeckten die Schildbürger das Gras, welches üppig auf der Krone der Stadtmauer wucherte. So kamen sie auf die Idee, die Kuh zum Weiden auf die Mauer zu ziehen. Der Kuh wurde ein Seil um den Hals gelegt. Das andere Ende über die Mauer geworfen und dort zogen drei Schildbürger kräftig an der Leine. Zwei weitere Schildbürger halfen, die Kuh am Hintern auf die Mauer zu schieben. Als die derart strangulierte Kreatur die Zunge weit heraushängen ließ, riefen sie „Nun guckt mal, wie sie nach dem frischen Grase leppert!“
Wie die Schildbürger ihre Glocke im See versenkten. Ein Krieg kam übers Land und rückte näher. Da beschlossen die Schildbürger, ihre Glocke als wichtigen Besitz vor den Heeren zu verstecken. Sie fuhren mit einem Holzkahn auf den See und versenkten die Glocke in den Fluten. Dort, wo sie die Glocke versenkten, machten sie eine dicke Kerbe in die Bordwand, damit sie die Glocke später wiederfinden konnten…
Der letzte Streich beginnt übrigens: Wie die Schildbürger in die Welt hinauszogen… und endet: so findet man heute überall Leute, von denen man sich sagt „Das sei ein rechter Schildbürger!“
In Schildau den Hunger stillen
Wer jetzt hungrig geworden ist, kann auf dem Markt ins Marktstübchen „Zu den echten Schildbürgern“ schauen. Dort gibt es typische deutsche Gerichte (vielleicht auch Gänse), vegetarisch (nicht vegan) auf Nachfrage, wenn „Material dafür verfügbar“ ist. Die Öffnungszeiten sind ein wenig Wetter-abhängig, da sich Öffnen nur lohnt, wenn genügend Touristen unterwegs sind.
Als zweite, stilvollere Möglichkeit sei das indisch-italienische „La Cabane“ (früher Toscanella) empfohlen. Vom Markt aus über den Kirchberg und dann noch ein paar Schritte nach links in die Wurzener Straße hinein. Dieses hat am Wochenende von 11-14 Uhr und von 17 – 20 Uhr geöffnet, Dienstag bis Freitag nur zu den Abend- Öffnungszeiten (Montag ist Ruhetag). In der kälteren Jahreszeit werden die beiden Gasträume stilvoll mit Kamin-Öfen beheizt. Die Wände sind zum Großteil unverputzte Naturstein- Mauern, teilweise mit offenliegenden Balken.
Es gibt im La Cabane vor allem Pizza, Pasta und dazu auch eine Auswahl an indischen Gerichten. Mehrheitlich Chicken-Speisen, hier sind aber auch einige vegetarische Optionen (ggf. sogar vegan) möglich. In der warmen Jahreszeit erweitert ein überdachter Freisitz im Hof die Möglichkeiten.
Neu eröffnet seit Juni 2020 trägt nun auch noch ein Eiscafé „Zum Schildberg“ zu den kulinarischen Freuden in der Schildbürgerstadt bei. In der Friedensstraße 13, also oberhalb des Friedhofs auf dem Weg zum Schildberg kannst Du Eis, Kaffee und andere Leckereien genießen. Das Eiscafé „Zum Schildberg“ hat samstags, sonntags und an Feiertagen zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet, ca. von Ostern bis Oktober.
In der Sommersaison (Mai bis August) wäre außerdem der Imbiß in der Strandbar „Hai five„ am Seebad Schildau eine Alternative.
Seebad Schildau – Baden, Campen, Wohlfühlen
Übernachtungsoptionen gibt es in Schildau ebenfalls – in der Stadt vor allem Fremdenzimmer. Am Seebad im Stadtteil Neumühle sind zwei sehr einfache Bungalows, der Campingplatz oder eine Gruppenunterkunft verfügbar. Diese könnt Ihr über das Fremdenverkehrsamt der Stadt reservieren oder, soweit noch verfügbar, direkt vor Ort am Bad- Einlaß buchen.
Für die Sommersaison ist deshalb auch das Seebad an der Straße Richtung Torgau (ca. 1,5 km nördlich der Stadt) ein gutes Zwischenziel bzw. eine Option für ein Heide-Wochenende. Das Seebad Schildau ist eines der bekanntesten und gut ausgestatteten Freibäder der Region – es verfügt über ein solar erwärmtes „Erlebnisbecken“ mit 63m langer Rutsche, aber auch über einen großen „Natur“-See für alle, die lieber ein paar Meter mehr schwimmen. Auf dem großen See kannst du auch mit einem Ruderboot losfahren und nach der versenkten Schildbürger – Glocke Ausschau halten.
Das Seebad Schildau hat geöffnet (in der Badesaison): | Montag geschlossen (außer Ferien) |
Dienstag bis Donnerstag 14 – 19:00 | Freitag bis Sonntag 12 – 19:00 |
Während der Schulferien: | Montag bis Sonntag 12 – 19:00 |
Natur steht hier absichtlich in Anführungszeichen, da der Neumühlteich wie die meisten Teiche in der Region vor Jahrhunderten künstlich zur Fischzucht angelegt wurde, mittlerweile aber in die Naturlandschaft gut integriert ist. Er ist ein Rastplatz und z.T. auch Brutgebiet für Wasservögel. Östlich vom Neumühlteich schließt sich die Mittelheide als Waldgebiet an, in der noch der (ebenfalls angestaute) Kühle-Grund-Teich liegt und für eine abwechslungsreiche Waldstruktur sorgt.
Mit dem Schildberg samt Turm, den verschiedenen Attraktionen rund um die Schildbürger- Geschichten, der St. Marienkirche, dem neu entstehenden Pfarr- Garten „Erdenreich“, dem ältesten Maulbeerbaum, der Kindheitsgeschichte von Gneisenau und dem Seebad ist die Stadt Schildau eines der interessantesten Ausflugsziele in der Dahlener Heide mit einigen auch am Wochenende offenen Sehenswürdigkeiten.
Auf Wege-Varianten von Schildau nach Belgern
Wer nicht am Seebad Rast und Quartier sucht, kann die Radtour von Schildau aus östlich in Richtung Sitzenroda fortsetzen. Der Radweg führt an einer der Tongruben vor bei, aus denen bis in die 70er Jahre Ton für die Schildauer Ziegelei gewonnen wurde. Zwei oder drei sind inzwischen wertvolle Feuchtbiotope in der Feldlandschaft, andere leider noch bis in die 90er Jahre mit Bauschutt verfüllt worden.
- Schildau – Belgern üb. Sitzenroda – Taura: https://t1p.de/f5vo
- Schildau – Belgern „mittendurch“: https://t1p.de/6czz
Klausen in Sitzenroda, Reiten in Taura
In Sitzenroda in der Belgerner Straße lädt die Biberklause „Zum Biber“ als Quartier und auch zum Essen ein, Du solltest aber rechtzeitig reservieren. Auf der Speisekarte steht je nach Verfügbarkeit sehr oft Wild aus der Region.
Ab der Belgerner Straße in Sitzenroda gibt es mehrere Möglichkeiten, weiter in die Dahlener Heide einzutauchen. So geht nach links weg zwischen den Gebäuden des Christlichen Sozialwerks hindurch ein Feldweg in Richtung des Heidedorfs Taura.
Dort kommen Reitfreunde auf ihre Kosten – ein Reiterhof „Heideland“ freut sich auf Gäste, die die Heide auf dem Pferderücken erkunden wollen. Außerdem lockt ein Ferien-Park mit Gastronomie, einer Gartenbahn-Anlage und im Herbst meist mit einer Pilz – Ausstellung. Wer in der freien Natur kein Glück oder keine Geduld hat, kann im Wildgehege einige Tiere der Region sehen. Da in Taura eines der Forstämter von „Sachsenforst“ sitzt, wurde als „umweltpädagogisches Angebot“ eine Waldscheune eingerichtet. Diese ist vor allem für Schülergruppen an Projekttagen interessant. Wenn Du Interesse an einem Besuch hast, mußt Du das individuell mit dem Forstamt vereinbaren.
Wald, Wald, Wald…
Sowohl von Sitzenroda als auch von Taura könnt Ihr dann Belgern auf verschiedenen Wegen als östlichstes Ziel unserer Erkundung der Dahlener Heide (Nord) ansteuern.
Dazwischen liegt vor allem Wald – teilweise als Kiefernforst, teilweise als Buchenmischwald, ab und zu Lichtungen, Hügelketten, Quelltäler und Quellteiche… Besondere Punkte im Wald, touristische Attraktionen, die Du unbedingt besuchen solltest, gibt es in diesem nördlichen Teil der Dahlener Heide so nicht. Doch es ist ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet, welches nur von einer befestigten, aber schmalen Straße durchschnitten wird. Wenn Du also Zeit und Muße hast, suche Dir einen ruhigen Platz und genieße die Abgeschiedenheit.
Achtung – Wölfe in der Dahlener Heide
Wichtig zu wissen – die Dahlener Heide ist Wolfs-Gebiet! Insbesondere sollten Hunde an der Leine dicht beim Mensch geführt werden. Sonst kann es zu Kämpfen kommen, die für die Hunde (Konkurrent) nicht selten tödlich enden. Außerdem mußt Du mit Plagegeistern rechnen – Mücken und Zecken. Vor allem gegen Letztere empfehle ich Mückenspray mit DEET und im Ernstfall die Zeckenzange oder -Karte in Deinem Erste-Hilfe-Set.
Heidedorf Lausa – liebevoll sanierte Dorfkirche mitten im Wald
Etwas südlich der Routen über Sitzenroda und Taura liegt mitten in der Dahlener Heide das Dorf Lausa. Neben verschiedenen Ferienwohnungen ist vor allem die historische kleine Dorfkirche attraktiver Anziehungspunkt. Auf den Grundmauern der alten Kirche von 1473 entstand nach dem 30-jährigen Krieg ab 1683 ein Sakralbau mit Charme und Zeugnissen aus fünf Jahrhunderten. Schon von Weitem ist der Dachreiter mit Holzschindel – Deckung und -Verschalung eine auffällige Marke in der hügeligen Heidelandschaft. In den letzten Jahren liebevoll und aufwendig rekonstruiert prägen Holzelemente wie die Decke, die Emporen und das Gestühl die warme Atmosphäre im Inneren der Lausaer Dorfkirche. An mehreren Stellen sind Ausschnitte aus Fresken – Malereien an den ansonsten weiß getünchten Wänden erhalten. Altar und Kanzel beleben die Innenansicht deutlich. Auch die Orgel kann sich inzwischen wieder hören lassen. Und so lockt die Dorfkirche Lausa und ihr Förderverein in der warmen Jahreszeit immer wieder mal mit anspruchsvollen Konzerten in der außergewöhnlichen Atmosphäre des Hauses.
Ein Besuch in dieser Kirche lohnt auf jeden Fall. Wenn das nicht im Rahmen eines Konzertes geplant erfolgt, freuen sich Mitglieder des Fördervereins über neugierige Besucher. Der Kontakt kann über die website (s.o.), per facebook /DorfkircheLausa oder auch eine der Telefon-Nummern vor Ort an der Pforte organisiert werden. So wird die Dorfkirche Lausa ein neues altes Ausflugsziel in der Dahlener Heide.
Belgern – der weiße Berg an der Elbe
Belgern ist dann das östliche Ende der West-Ost-Strecke durch die Dahlener Heide. Auch hier hat der Stadt-Name slawische Wurzeln: Bela Gora, der weiße Berg. Da in Belgern Ton abgebaut und Steinzeug gebrannt wurde, kann man vermuten, daß offenliegende Kaolin- Brüche an den Hängen der Elbe die Bezeichnung begründeten. Seit 2013 mit Schildau in einem Städteverbund „Belgern-Schildau“ vereint, liegt Belgern auf einem Hochufer an der Elbe und bietet damit einen Anknüpfungspunkt an den Elbe-Radweg. Hier besteht also die Möglichkeit, die Radtour an der Elbe entlang fortzuführen. Meine Empfehlung – Richtung Süden! Denn von Belgern aus beginnt der schönste Teil des Elbe-Radwegs durch das Elbtal bei Meißen, Dresden und die Sächsische Schweiz. In der Gegenrichtung wie oben beschrieben, von Belgern nach Schildau und dann weiter nach Wurzen, liegt sogar eine der „offiziellen“ Verbindungsspangen zum Mulderadweg und den Leipzig – Elbe Radrouten. Der Mulde- Radweg ist im Abschnitt von Wurzen Richtung Norden landschaftlich wesentlich interessanter als der Elbe-Radweg. Ein kleiner Stadtplan für Belgern kann als .pdf – Datei heruntergeladen werden (Rechtsklick auf den link und „Ziel speicher unter.. “ wählen)
Mit dem Roland von Belgern Eis essen
In Belgern könnt Ihr in der Sommersaison im Eiscafè am Markt einen Eisbecher genießen. Dieses kommt aus traditioneller hauseigener Produktion der Familie Gehring. Am Rathaus von Belgern steht ein Roland als „Schutzpatron“, es gibt auch einen „Rolandpark„, in dem Nachbildungen der Rolande aller anderen „Rolandstädte“ zu finden sind. Am Topfmarkt betreibt die Rolandstadt Belgern eine Tourismus-Information mit kleinem Stadtmuseum. Die Öffnungszeiten sind leider weniger an Touristen orientiert, sondern an den Erfordernissen der Amtsführung im öffentlichen Dienst.
Über die Elbe führt eine Gierseil- Fähre, welche die Fortsetzung der Radtour ins brandenburgische Gebiet der Schwarzen Elster (Bad Liebenwerda – ca.25km) oder auf dem ostelbischen Radweg ermöglicht. Die Gierseilfähre kommt übrigens mit der Energie des Flusses aus. Durch ein oberhalb am östlichen Ufer befestigtes Gierseil und ein veränderliches Seildreieck an der Fähre selbst kann der Fährmann den Bootskörper jeweils so im Winkel gegen die Strömung der Elbe stellen, daß die Fähre, am Seil treibend, das andere Ufer erreicht. So kann die Fähre Belgern mit einer Traglast bis 30 Tonnen mehrere PKW oder sogar Mähdrescher und Traktoren über den Fluß bringen.
Für 2023 ist der Fährbetrieb mit der Elbfähre Belgern für die Radfahr – Saison gesichert. In dieser Zeit werden alle Fährpassagiere gezählt, um gesicherte Bedarfszahlen zu gewinnen und ein Konzept für den Weiterbetrieb der Fähre zu entwickeln. Eventuell erfolgt eine Einbindung in den lokalen Verkehrsverbund mdv.
Die Fähre Belgern verkehrt in der Sommersaison an den Wochentagen von 6 bis13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 9 bis 18 Uhr.
In den Wintermonaten verkehrt die Fähre Belgern derzeit Mo- Fr von 5:30-12 und 12:30 – 18 Uhr mit kurzer Pause ab 9, an Wochenenden und Feiertagen von 9-12 und 12:30 bis 18 Uhr mit kleiner Pause 16 Uhr
Auskünfte direkt beim Fährmann unter mobil Nr. : 0151 235 150 87
Oberhalb der Elbfähre Belgern an der Zufahrtstraße zum Stadtzentrum lädt die Gaststätte „Fährdiele“ müde Radfahrer vom Elberadweg und sonstige Gäste zum Pausieren ein. Seit 2021 ein neuer Wirt den Ausschank übernommen hat, gestaltet sich die Speisekarte der Fährdiele Belgern deutlich vielseitiger. Auch Vegetarier kommen auf ihre Kost. Im „Feierabend – Schwatz“ versicherte mir der Wirt, daß er durchaus offen ist für ein reichhaltiges vegetarisches Angebot und versucht, möglichst viele regionale Bio- Produkte anzubieten. Was geht und was nicht, entscheiden aber letztendlich die Gäste mit ihrer Menü- Wahl. Bleibt zu hoffen, daß so ein Engagement, welches im ländlichen Raum leider nicht überall selbstverständlich ist, von glücklichen Kunden belohnt wird.
Elsterauen, Elberadweg oder Süd-Heide – wo geht’s weiter?
Belgern bietet in mehreren Pensionen Unterkünfte, welche vor allem die Radtouristen auf dem Elberadweg nutzen. Es bieten sich also verschiedene Optionen, um nach einem (oder auch zwei) spannenden Tagen im Nordteil der Dahlener Heide und Quartier in Belgern, die Radtour fortzusetzen: Im Südteil der Dahlener Heide mit Schmannewitz und Dahlen, auf dem Elberadweg z.B. nach Wittenberg und ins Dessau- Wörlitzer Gartenreich oder mit der Fähre rüber und weiter im Brandenburgischen. Nur rund 10km südöstlich der Elbfähre Belgern findest Du dort eine grüne Oase – den Pfarrgarten Saxdorf ….
Schildau – Belgern Radtour Video
Wem das alles zuviel Lesetext ist, der kann sich hier im Video schon mal gedanklich mit auf die Radtour vom Schildberg über Schildau, Taura und die Wälder nach Belgern an die Elbe begeben:
Reisetips für Schildau, Belgern und die nördliche Dahlener Heide
Einige Hinweise sind bereits im laufenden Beitrag enthalten. Hier folgen nochmal weitere Tips für die Organisation Deiner Tour durch die nördliche Dahlener Heide wie Anreise, Unterkünfte oder auch Literatur und Kartenmaterial.
Ergänzende Hinweise zur Anreise
Anreise mit Bahn und Rad
Wie beschrieben, ist die Anreise mit der Bahn* leicht möglich. Auch und gerade mit dem Fahrrad, welches Du wegen dem eingeschränkten Verkehr mit lokalen Busverbindungen gerade am Wochenende brauchst. Die S-Bahn S4 von Leipzig schafft die schnellste Verbindung in diese Region. Ein Liniennetzplan der S- Bahnen kann hier als .pdf heruntergeladen werden.
Von Leipzig aus ist alternativ die Anreise zum Schildberg über die S3 (Wurzen) möglich, die südlich an der vorgestellten Region verläuft. Gleichzeitig eine Variante für Bahn-Anreisende aus Richtung Dresden (Regionalexpreß Dresden- Leipzig): Also, bis zum Bahnhof Wurzen mit dem Zug. Von dort mit dem Fahrrad über Lüptiz, Hohburg (an den Hohburger Bergen vorbei) nach Thammenhain und von dort eine südliche oder südwestliche Schildberg – Auffahrt hinauf. Hier mit Möglichkeit zum .gpx-Track-download: https://t1p.de/ngxe Die Strecke führt weitgehend über neue Radwege oder wenig befahrene kleine Straßen, ein Teil sind Feldwege. Länge: 16,7 km. Unterkunfts – Tip: Schloßhotel Schildau – Kobershain (s.u.)
Fahrradmitnahme ist im Mitteldeutschen Verkehrsverbund in der Bahn kostenlos möglich.
Anreise mit dem Auto
Mit einem eigenen Auto, einem Mietwagen* oder Camper Van* erreichst Du die nördliche Dahlener Heide von der Autobahn A14 über die B87. Alternative ist die B6 bis Wurzen und von dort auf der Staatsstraße 23 weiter nach Schildau.
Fahrrad – Service in Schildau
Gibt es Probleme mit dem Fahrrad, dann läßt sich in Schildau einiges richten: Fahrradhandel, Ersatzteile und Reparatur- Service rund um’s Rad bietet der Fahrrad (und Gartengeräte-) Laden der Firma Metallbau Schütze, Am Heidelbach 1 in Schildau (westl. Ende der Lindenstraße), Telefon: 03 42 21 / 5 04 72 zu üblichen Ladenöffnungszeiten – Mo – Fr von 08 – 18 Uhr, Samstags von 08 – 12 Uhr.
Unterkünfte in Schildau, Belgern und in der nördlichen Dahlener Heide
Camping am Seebad Schildau und in Ochsensaal
Wer gern auf Campingplätzen unterwegs ist und feste Quartiere nicht braucht, kann zwei Campingplätze am Rande der Dahlener Heide nutzen. Zum einen, wie oben bereits erwähnt, den Campingplatz am Seebad Schildau (einschl. Caravan – Stellplätzen), zum anderen den Campingplatz am Dammühlenteich bei Ochsensaal.
Schloßhotel bei Schildau und Ferienhäuser mitten in der Dahlener Heide
Bereits erwähnt habe ich das Schloßhotel im Rittergut in Kobershain*. Angeboten werden ein Apartment für zwei Personen und eine Familiensuite mit Doppelbett und zwei Einzelbetten. Eine Küchenzeile gehört zu jedem Apartment im Schloßhotel. Frühstück wird zu jeder Übernachtung mit angeboten. Haustiere sind erlaubt. Einkaufsmöglichkeiten sowie Gaststätten finden sich in Schildau, etwa 4km östlich.
Mitten in der Heide, im ruhigen Heidedorf Lausa findet sich das kleine Ferienhäuschen Pension Lausa*. In diesem Bungalow können bis 4 Personen in zwei Schlafzimmern nächtigen. Eine komplette Küchenausstattung macht den längeren Aufenthalt möglich. Vorräte müssen allerdings mitgebracht werden – Lausa hat keine eigenen Märkte. Die nächsten Supermärkte befinden sich in Schildau oder Belgern. Haustiere sind willkommen.
Bis fünf Personen finden Platz im Ferienhaus Fuxbau*. Dieses liegt am Rande der Heide in Wohlau. Drei Schlafzimmer ermöglichen auch einen ruhigen Aufenthalt für Familien mit mehreren Kindern. Eine Küche steht zur Verfügung. Im Garten gibt es einen Pool. Liegestühle laden zum Sonnenbad. Fahrräder können gegen Gebühren ausgeliehen werden. Reittouren können vermittelt werden. Haustiere sind erlaubt.
Eine weitere Übernachtungsmöglichkeit in Wohlau bietet das Ferienhaus Weitblick*. Auf 130qm finden 4-5 Personen Platz. (2x Schlafzimmer mit Doppelbett, ein Schlafsofa im Wohnraum). Zum Anwesen gehört ein Garten mit Außenpool und Kinderspielplatz.
Von Wohlau aus ist die Elbbrücke ins brandenburgische Mühlberg nicht allzu weit entfernt.
Unterkünfte im Belgernschen Gebiet westlich und östlich der Elbe
Direkt in Belgern findest Du die vor allem bei Radfahrern beliebte Pension Sigwarth*. Diese verfügt über verschiedene Zimmerangebote vom Einzelzimmer bis zum Dreibett – Apartment. Morgens kannst Du Dich an einem reichhaltigen Frühstücks – Buffett stärken, bevor Du auf dem Elberadweg oder in der Dahlener Heide Deine Reise fortsetzt.
In Neußen am östlichen Rande der Heidewälder erwartet Dich die großzügige Ferienwohnung Kraußnitzbach*. Eine Küche mit Backofen und Geschirrspüler ermöglicht die umfangreiche Eigenversorgung. Im Schlafzimmer können zwei Personen im Doppelbett nächtigen, zwei weitere Personen finden auf dem Schlafsofa im Wohnzimmer Platz. Im Garten kann gegrillt werden. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Belgern. Haustiere sind hier nicht erlaubt.
Ebenfalls in Neußen kannst Du auch die Ferienwohnung Lipizzaner* nutzen. Mit Doppelbett im Schlafzimmer und Schlafsofa finden bis zu 3 Personen Quartier. Eine Grillmöglichkeit bietet der Garten am Haus. Hier sind Haustiere erlaubt.
Auf der östlichen Elbseite finden jeweils 2 Personen in zwei Apartments im Schloß Triestewitz* ihre Unterkunft. Dazu mußt Du in Belgern mit der Fähre über die Elbe übersetzen. Also ein guter Ausgangspunkt, um auf dem östlichen Elberadweg weiterzufahren oder nach Herzberg in Brandenburg zu wechseln. Dann ist Baden z.B. im 12km entfernten Kiebitz-See bei Falkenberg/ Elster eine Option. Frühstück gehört zum Übernachtungsangebot. Ansonsten ist die Selbstversorgung in den Küchen der Apartments möglich, allerdings müssen Vorräte mitgebracht werden.
Reiten und Pferde – Fahrsport in der nördlichen Dahlener Heide
Mehrere Reiter- oder Pferdehöfe bieten die Möglichkeit zu Reiterferien oder Kremserfahrten in der Region. Bereits erwähnt der Reiterhof in Taura. Eine weitere Gelegenheit bietet der Reiterhof Familie Scharf in Sitzenroda. (Zum Quellental 42, Leider keine web-site, Tel. 034221 5 03 23)
Neben Radwegen und Wanderpfaden ist auch ein weitläufiges Reitwege – Netz in der Dahlener Heide ausgewiesen. Diese verlaufen nur teilweise auf den befestigten Wegen – oft sind die Reiterpfade etwas verwachsene Schneisen, auf denen zumindest Radfahrer eher nicht verkehren. Eine Karte der Reitwege in der Dahlener Heide kann als .pdf – Datei hier heruntergeladen werden.
In Schildau wird Pferdefahrsport der Extraklasse angeboten. Und zwar auf der Pferdesport – Arena an der Sitzenrodaer Straße. Diese Fahrsport – Anlage ist mehrmals jährlich Austragungsort für Wettkämpfe teilweise bis zu Deutschen Meisterschaften oder Qualifikations- Läufen für Weltmeisterschaften. Außerdem gab es 2022 wieder Pferde-Sportveranstaltungen als Wettstreit auf der „Schildbürger – Distanz“ in den angrenzenden Waldgebieten.
Die 2020 wegen Corona-Auflagen abgesagte Weltmeisterschaft der Para-Fahrer fand vom 06.- 08.August 2021 auf der Pferdesport – Arena in Schildau statt.
Vom 30.August bis zum 01.September 2024 finden auf der Pferdesport – Arena die Süddeutschen Meisterschaften im Mannschaftsfahren statt.
Besonderheit der Pferdesport – Anlage ist der Bezug zu den Schildbürgern: Die Hindernisse wurden als Schauplatz von Schildbürger – Geschichten und Nachbildung Schildauer Gebäude gestaltet. Im Umfeld finden als Ergänzung zu den Hindernis-Fahrten Geländeprüfungen u.a. Pferde-Fahrsport – Wettkämpfe, aber auch Reitveranstaltungen statt. Das „Distanz – Fahren“ in den Wäldern zwischen Schildau und Ochsensaal erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die Schützengilde als Betreiber ist mit dem Modell der „Pferdesport – Arena Schildau“ regelmäßig auf der Leipziger Messe „Partner Pferd“ zu Gast.
Veranstaltungen 2024 in der Schildauer Pferdesport – Arena
- 3. bis 5. Mai 2024 Schildbürger – Distanz:
Distanzreiten (auch für Kinder) sowie Kutschenfahrt - 30.August bis 01.September 2024 Süddeutsche Meisterschaft im Mannschaftsfahren
Die Schildauer Privilegierte Schützengilde (mit Wurzeln bis ins Jahr 1542) als Veranstalter ist auch auf der Leipziger Messe „Partner Pferd“ mit einem Stand vertreten. Dort ist u.a. ein Modell der Pferdesportarena Schildau mit den Schildbürger – Hindernissen zu besichtigen.
Reiseführer, Wanderkarten und Schildbürger – Literatur
Wanderkarten
Mit dem Übersichtsplan zum download „Dahlener Heide Karte“ kannst Du schon mal planen. Auf dem tablet reicht er vielleicht auch schon für kleinere Touren.
Die beste Karte für die Region ist die Radwander- und Wanderkarte Dahlener Heide*, Wermsdorfer Wald und Umgebung aus dem A.Barthel Verlag. Diese enthält eine Übersicht und Angaben im Maßstab 1:50.000. Gut und hilfreich, um in Leipzigs Umgebung wandern zu gehen.
Mit dem Maßstab 1:125.000 weniger detailreich ist die „Ausflugskarte Leipzig und Umgebung*“ aus dem gleichen Verlag. Diese verschafft einen Überblick über mehrere interessante Gebiete im Leipziger Nahraum und gibt entsprechende Anregungen für „Kleine Fluchten“ an Wochenenden und Kurzurlaubstagen.
Wer in Belgern auf dem Elberadweg fortsetzen will oder die Region der Dahlener Heide im Rahmen einer Tour auf dem Elberadweg erkunden möchte, ist mit der Radtourenkarte „Elberadweg 1: Bad Schandau – Dessau“* auf der richtigen Spur.
Eine Übersichtskarte zum Geopark Nordsachsen, der auch Schildau und Schildberg – Wald mit einschließt, kannst Du hier als .pdf herunterladen:
Reiseliteratur
Mit „Ab ins Grüne – Ausflüge rund um Leipzig & Halle“ hat Harald Lachmann 41 Ausflugsziele für Rad- und Wandertouren aufbereitet. Darin sind auch Stationen in der Dahlener Heide enthalten. Ergänzt wird das Ganze mit Tourenkarten, Verpflegungstips vor Ort und den Möglichkeiten zur Anreise mit der Bahn. Auch in dieser Sammlung finden sich gute Ziele in Leipzigs Umgebung.
Die Schildbürger – Literaturklassiker immer wieder aufgewärmt
Wenn es um sonstige Literatur zur Region der nördlichen Dahlener Heide geht, bleibst Du unweigerlich bei den Schildbürgern hängen. Den meisten Autoren war und ist dabei die Existenz des Ursprungs der Geschichten und der historische Hintergrund kaum bewußt.
Das Original – Schildbürgerbuch von 1597/98 bzw. sein aufbereiteter reprint durch die Schildauer Autorin Ruth Kraft ist derzeit leider nicht in den großen Buchmärkten erhältlich. Restbestände können eventuell im o.g. Schildauer Laden „Foto Kleber“ oder direkt im Schildbürgermuseum beim Geschichtsverein Schildau erworben werden – solange Vorrat reicht.
Wer aber seinen Kindern Schildbürger- Geschichten – zumindest den populären Teil davon, der auch heute noch leicht verständlich ist – vorstellen möchte, erhält einige der Klassiker im Handel:
Unter dem Titel „Bei uns in Schilda*“ hat Ottfried Preußler eine illustrierte Fassung veröffentlicht. Diese Ausgabe ist wieder erhältlich im Thienemann Verlag.
In seine Klassiker – Reihe für die ganze Familie hat Dirk Walbrecker seine Ausgabe von „Die Schildbürger*“ einsortiert. Diese Ausgabe ist im Kuebler Verlag erschienen. Der Autor hat auch eine Hörbuch – Ausgabe* als Variante für längere Auto-oder Bahnfahrten parat.
Auch von Erich Kästner gibt es eine inzwischen selbst schon historische illustrierte Ausgabe von „Die Schildbürger*“. Der Attrium Verlag AG hat sie wieder aufgelegt und sogar als eBook im Angebot.
Im September 2020 ist im renommierten INSEL – Verlag eine Nacherzählung vom Original-Buch von 1597 „Die Schildbürger“* von Katrin Stangl erschienen, die sie selbst illustriert hat. Frau Stangl hat an der Leipziger Hochschule für Graphik und Buchkunst studiert und wurde bereits mehrfach für ihre Illustrationen und Druckgraphiken ausgezeichnet. Ob sie zur Vorbereitung des Buches auch einen Besuch an den naheliegenden Original – Schauplätzen in Schildau unternommen hat, ist unbekannt.
Modernere Schildbürgereien
Der Begriff der „Schildbürger“ für Mitmenschen, die scheinbar närrische Dinge tun, hat sich bis heute gehalten und wird in der Literatur desöfteren aufgegriffen. So sind inzwischen mehrere Werke zu finden, die darauf zurückgreifen und uns im heutigen Kontext „Schildbürgereien“ vor Augen führen wollen.
Doch auch bereits 200 Jahre nach Entstehung des Originals wurden die Geschichten mehrfach herangezogen und an die jeweilige Zeit angepaßt. So entstand 1793 von Johann Andreas Georg Friedrich Rebmann das Buch „Empfindsame Reise nach Schilda„*, welches der Literarica Verlag in einen Nachdruck gegeben hat.
Und Friedrich Christian Laukhardt verfaßte 1798, also 200 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Schildbürger – Buchs, die „Annalen der Universität zu Schilda“*, in einer reprint – Reihe von Hansebooks erschienen.
Weitere Beiträge aus der Region der Dahlener Heide auf dem sonnige pfade Blog:
Im Jagdrevier August des Starken – Radtour durch die Dahlener Heide
Wandern in den Hohburger Bergen
Schloß Hubertusburg in Wermsdorf – das „Sächsische Versailles“
Natur im Schildbergwald – Mikro – Abenteuer rund um den Schildberg
Mit der Mügelner Schmalspurbahn durchs Döllnitztal
Zum Abschluß und als kleine Zusammenfassung hier noch ein FAQ:
Im Schildbürgerbuch ist die Lage von Schilda umschrieben mit „in Misnopotamia„, also dem Meißnerischen Zweistromland. Deshalb wird heute davon ausgegangen, daß Schildau die Stadt der Schildbürger ist, welche zwischen Elbe und Mulde nördlich von Meißen in Nordsachsen liegt. Zumal die Familie des Autors vom Schildbürgerbuch, Friedrich von Schönberg, im Dorf Sitzenroda zu Hause war – und das liegt nur 3km von Schildau entfernt. Der Schreiber bezeichnet sich im Buch als „Bellemont„. Schildau liegt etwa 50km östlich von Leipzig am Westrand der Dahlener Heide.
Die Schildbürger waren Bürger der legendären Stadt Schilda, die mit allerlei Narren – Streichen bekannt wurden wie : ein Rathaus ohne Fenster zu bauen, Licht ins Rathaus zu tragen, Salz zu säen, eine Glocke im See zu versenken und die Stelle mit einer Kerbe im Bootsrand zu markieren, einen Krebs zum Tode durch Ertränken zu verurteilen usw. Eigentlich waren sie schlaue Leute, doch der ständigen Besuche bei Kaiser und Königen als Berater überdrüssig, verlegten sie sich auf Tölpeleien, um in Ruhe wieder in Schilda bleiben zu können.
Auch wenn die Schildbürgerstreiche im deutschen Sprachraum am Bekanntesten sind, gibt es ähnliche Geschichten in mehr Regionen und Ländern. Die Vorlage für das Schildbürgerbuch von 1598 ist das Lalebuch von 1597, nur kurz zuvor im Schwäbischen entstanden, in Straßburg gedruckt (und weit weniger verbreitet). Bekannt ist in Teterow in Mecklenburg z.B. die Hecht-Sage – eine Variante der versenkten Glocke. In Tschechien ist das Mährisch Schildberg, heute Śtíty, als Schildbürger – Ort bekannt. Selbst in anderen Kulturkreisen, etwa in den ostjüdischen Erzählungen der Chelmer Narren oder in der Türkei mit Hodscha Nasreddin finden sich gleichartige Schwänke. In England sind die „Weisen von Gotham“ mit den Schildbürgern vergleichbar.
Geschrieben hat das Schildbürgerbuch der Adlige Johann Friedrich Schönberg, der sich in der Einleitung des Buches mit „Bellemont“ bezeichnet. Die Familie Schönberg lebte in Sitzenroda, 3 km östlich von Schildau. Bellemont, in Sitzenroda geboren, war wohl erzürnt darüber, daß sich die Bürger Schildaus gegen seine Vereinnahmung zur Wehr setzten und daß die Bürger von Landstädten sich nicht mehr durch den Adel bevormunden lassen wollten.
Als Streiche der Schildbürger werden die Possen der Bürger Schilda’s bezeichnet, die im Schildbürgerbuch geschildert werden. Also – Licht ins Rathaus tragen, Baumstämme wieder auf den Berg tragen, um sie dann herunterrollen zu lassen, einen Krebs als Schneider zu verkennen und dann zum Tode durch Ertränken zu verurteilen, die Kuh am Strick auf eine Mauer zu ziehen, um sie die Mauerkrone abweiden zu lassen. Heute werden als Schildbürgerstreiche oftmals Entscheidungen in Politik und Wirtschaft bezeichnet, die zwar formal Recht und Gesetz entsprechen, jedoch praktisch unsinnig und lebensfremd erscheinen.
Die Schildbürger waren eigentlich schlaue Menschen und wurden überall bei Königen und Fürsten als Berater beschäftigt. Dadurch verfielen zu Hause die Häuser und Ställe, die Knechte wurden aufsässig und die Kinder ungezogen. Die Schildbürger berieten, wie sich der Pflichten in der Fremde entledigen könnten und kamen auf den Gedanken, sich dumm zu stellen. Als erstes Zeichen für den weisen Entschluß bauten sie ein neues Rathaus – dreieckig und ohne Fenster…
Die Rolandstadt Belgern liegt in Nordsachsen an der Elbe, etwa 65 km östlich von Leipzig am Ostrand der Dahlener Heide.
In Belgern gibt es die Elbfähre, eine Gierseil – Fähre, die vom Strom der Elbe angetrieben wird. Mit ihr können Fußgänger, Rad- und Autofahrer die Elbe in Richtung Arzberg überqueren.
Neugierig auf ein Schildbürger – Wochenende?
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