
Portugal ist nicht nur ein Land für Badefreunde und Kulturenthusiasten, sondern auch für begeisterte Wanderer. Im Südwesten Portugals locken vor allem zwei Wanderwege für ausgesprochene Naturliebhaber zu mehrtägigen hikes: der Fischerweg und der „Historische Weg„, Caminho historico, die zusammen als „Rota Vicentina“ bekannt sind.
Der „Historische Weg“ führt vom Leuchtturm Cabo des Sao Vicente, der südwestlichsten Ecke Kontinentaleuropas über offiziell 263km nach Santiago do Cacem. Wander – Einsteiger sind willkommen! Die Streckenlängen sind überschaubar, die Wege fast überall einfach zu laufen und die Höhenunterschiede auch für untrainierte Wanderer nicht allzu herausfordernd.
Rota Vincentina – Wandern in Portugal
Fischerweg oder Historischer Weg – die „Rota Vicentina“ läßt die Wahl
Sowohl Fischerweg als auch Historischer Weg der Rota Vicentina liegen im Süden Portugals, teils dicht beieinander. Viele Wanderer wählen den Fischerweg, nach meinem Eindruck sind auf dem Historischen Weg weniger Wanderfreunde unterwegs. Doch das mag täuschen oder der Jahreszeit (Ende Januar – Februar) geschuldet sein. Der Fischerweg führt fast ausschließlich entlang der Küste – zuerst von Lagos nach Sagres und o.g. Leuchtturm entlang der Algarveküste und dann nach Norden an der Küste im Naturpark Alentejo . Der Historische Weg zweigt davon am Leuchtturm des Cabo de Sao Vicente ab und verläuft „schräg“ nordöstlich ins Land hinein. Doch die ersten Stationsorte sind die gleichen, man „kommt sich entgegen“, bevor der Historische Weg sich bei Odeceixe entgültig vom Fischerweg trennt.

Nach den rund 46km auf dem Fischerweg von Lagos zum Leuchtturm war für mich entgültig klar, daß ich lieber auf dem Historischen Weg laufen möchte. Denn dieser ist für mich deutlich abwechlungsreicher. Von Steilküsten und Stränden weg geht es entlang von Weiden mit Schafen und Kühen, durch Korkeichenwälder, in tiefen Taleinschnitten kleiner Bäche, Eukalyptus – Hängen und Schwarzkieferpflanzungen und das zunehmend über Hügel und Berghöhen. Keine Sorge, auch für Anfänger ist die Streckenführung des Caminho historico recht leicht zu bewältigen, es sind nicht die Alpen! Aber vielfältige Eindrücke sind garantiert, jenseits von Meer, Strand und Küstenhinterland.
Und wie der Name „Historischer Weg“ schon verspricht, trifft man unterwegs auch auf historische Stätten Portugals – alte Dörfer und kleine Städte, Kirchen und Repräsentativbauten, Festungen aus maurischen Zeiten, Windmühlen und Ruinen aufgegebener Berghöfe. Diese Mischung macht die Wanderung zur Erkundungstour durch eine geschichtsträchtige Naturlandschaft und schafft Begegnungsmöglichkeiten mit der lokalen Bevölkerung, die Großenteils nicht von den Erscheinungen des Massentourismus beeinflußt ist.

Etappen des Historischen Wegs
Die offizielle Wegeführung zum Historischen Weg verzeichnet 13 Tagesetappen. Die Wege sind mit weiß – roten Balken markiert. Sind die Balken gekreuzt, geht es dort NICHT weiter. Vor Abbiegungen ist der rote Balken zum Richtungspfeil erweitert. Rot-gelbe Balken markieren lokale Wanderwege, meist Rundwege in der Umgebung von Ortschaften.
Leuchtturm Cabo de Sao Vicente – Vila do Bispo
Diese Strecke passiert die Steilküsten am Leuchtturm und biegt anschließend auf eine relativ flache landschaftlich strukturierte Zone mit Feldern und Weiden, kleinen Waldstücken und offenen Gebieten. Vila do Bispo ist ein Ort mit kleinstädtischer Struktur – Kirchen, ein kleines Hotel und eine Herberge, ein Museum, Cafes und Restaurantes und am Rand größere Gewerbegebiet mit Discountern, wo Du Deine Wegzehrung ergänzen kannst.


Vila do Bispo – Carrapateira
Gleich hinter Vila do Bispo beginnt ein lichtes Waldgebiet mit Schwarzkiefern. Ein Weiher wurde ökologisch aufgewertet und für Lurche und Amphibien als Rückzugsgebiet ausgewiesen. Infotafeln geben dazu Auskunft. Einer der lokalen Flüsse leitet den Weg durch ein Tal bis kurz vor Carrapateira, dann geht es nochmal kräftig den Berg hoch (könnte man auch abschneiden und weiter dem Flußlauf folgen). Von oben hast Du eine super – Aussicht sowohl über das bewaldete Hinterland, das Flußtal und die Mündung und im Westen den Atlantik. Auf dem Abstieg vom Berg kommst Du in die am Westhang gelegenen Ortsteile von Carrapateira. Auf dem Markt gibt es mehrere Restaurantes, an einer Seitenstraße ein kleines Lebensmittelgeschäft und etwas oberhalb ein Hostel. Die Bergkuppe dominiert eine kleine Kirche. Auf dem gegenüberliegenden Hügel eine der typischen Windmühlen. Nach Westen hin öffnet sich die Trichtermündung des Flusses zum Atlantik hin, dort sieht man hoch aufgeworfene Dünen.

Carrapateira – Aljezur
Anfangs mußt Du zwar etwas langweilig der Straße nordwärts über den Fluß folgen, aber dann geht es schnell bergauf und wird interessant – durch Korkeichenhaine und an Bächen entlang, dann mal wieder mit einem Abstecher zur Küste und am Ende „durch die Hintertür“ in die an einem Berghang gelegene alte Stadt Aljezur. Hatte Carrapateira schon einige „historische“ Hinterlassenschaften zu bieten, lädt Aljezur zum Träumen über vergangenen Epochen ein. Über der Stadt thronen die Zinnen einer maurischen Festung, am Fuß des Hanges ein kleiner Flußlauf, der mal soweit schiffbar gewesen sein soll, daß Aljezur vor allem mit dem Handel und dem Warenaustausch vom nahen Atlantik – Hafen zu Bedeutung gekommen ist. Hier macht der Caminho historico, der „historische Weg“ seinem Namen schon mal alle Ehre.



Aljezur – Odeceixe
Hinter Aljezur verläßt Du den Flußlauf und erreichst eine Hochebene. Bis Rogil und weiter zieht sich das flache Land mit Weiden und Feldern, hier und da von Waldstücken unterbrochen. Diese Etappe verläuft insgesamt ohne allzu große Höhenunterschiede, vom Anstieg hinter Aljezur und den Passagen vor dem Etappenziel abgesehen.

In Odeceixe kommst Du auf dem Mühlberg an – Die Mühle ist ein technisches Denkmal, bestens im Schuß und wird wohl sogar noch gelegentlich als Museumsmühle betrieben. Der Ort liegt zu Füßen der Mühle – eine Kleinstadt im Flußtal mit engen Gassen, kleinem Marktplatz, Restaurants und Geschäften. In einer der Straßen ist ein Museum zum Thema Weinbau zu finden. Der Zugang ist offen und kostenlos, über Bewegungsmelder und Startknöpfe werden die einzelnen Ausstellungselemente beleuchtet bzw. mit Beamern in Szene gesetzt.


Odeceixe – Sao Teotonio
Hinter Odeceixe führt Dich der Weg wieder in Flußtäler. Kleine Brücken führen über Wasserläufe. Rund 10 bis 12km vor dem nächsten Etappenziel stehen Wegevarianten zur Auswahl – die Talstrecke ist in Starkregenperioden, v.a. im Winter, nicht passierbar. Dafür gibt es eine Alternativroute, die weniger wassergefährdet ist.

Von Sao Teotonio habe ich nur einen kleinen Teil gesehen – und den auch vor allem im dichten Nebel. Ebenfalls mit vielen engen Gassen ist der Ort für Portugal etwas seltsam – ein Großteil der Bevölkerung ist indisch – pakistanischer Provenienz. Auf dem Markt oder Kirchplatz versammelten sich dutzende, man könnte den Eindruck gewinnen, „etwas zu weit gewandert zu sein“. Gut für Liebhaber der indischen Küche – mehr als nur ein Restaurant bietet diese fernöstlichen Speisen.


Sao Teotonia – Odemira
Weiterhin geht es durch abwechslungsreiche Landschaft entlang von Flußläufen, über Eukalyptushaine und Wälder. Darunter sind allerdings auch einige neu terrassierte Hügel mit frisch angelegten Eukalyptus – Plantagen. Das wirkt schon etwas gewalttätig im Umgang mit der Natur. Auf den letzten Kilometern führt der Weg an einem Fluß entlang im weiten Bogen erst einmal um Odemira herum (siehe Titelbild), bevor der Stadtkern über eine alte Eisengitter – Brücke betreten werden kann. Der sich windende Fluß und die über mehrere Hügel gedehnte Siedlungsfläche prägen die Ansicht von Odemira. Das Zentrum ist historisch. Von einer Terrasse am Bibliotheksgebäude kannst Du über das Flußtal des Rio Mira schauen.



Odemira – Sao Luis
Hinter Odemira geht es ganz schnell wieder in die Natur. Von einem Höhenweg ein letzter Blick über eine der Flußschwingen und schon umgibt Dich abwechslungsreicher Wald. Diese und die folgende Etappe gehören für mich zu den landschaftlich schönsten auf dem Historischen Weg der Rota Vicentina. Am Sao Luis – Fluß mit seinen speisenden Bächen und Wasserläufen sind artenreiche Wiesen und Auwälder zu entdecken. Eisvögel jagen entlang der schillernden Wasserflächen. Störche suchen auf Lichtungen nach freßbarem. Es geht stärker auf und ab, bevor Du auf den letzten Kilometern vor Sao Luis durch eine offene hügelige Feld- und Wiesenlandschaft mit einzelnen Korkeichen und anderen Bäumen wanderst.



Sao Luis ist eine kleine Stadt, das dominierende Gebäude ist die Markthalle. Dort gibt es ein Cafe mit Freisitz, einen kleinen Spielplatz und umliegend weitere Geschäfte. Die Markthalle ist ein lebendiges Zentrum des Ortes, auch am Vormittag sind viele Kunden und Besucher unterwegs. Die Menschen sind sehr aufgeschlossen – im Cafe lerne ich das Wort cafe apartanado als portugiesischen Ausdruck für meinen üblichen americano. Auf der Rückseite der Markthalle wie üblich öffentliche Toiletten mit extra – Waschbecken im Vorraum – und, wie üblich im Süden Portugals – alles blitzsauber! Wollte ich mal erwähnt haben.

Sao Luis – Cercal do Alentejo
Die höchsten Berge auf dem „Historischen Weg“ der Rota Vicentina liegen auf der folgenden Etappe von Sao Luis nach Cercal do Alentejo. Immerhin bis 340 m hoch sind einzelne der Gipfel des kleinen Gebirgsfleckens und erstmals habe ich richtige Felswände zu Gesicht bekommen. Aber nirgends führt der Weg direkt über die Gipfel, also keine Sorge.

Doch gerade diese Berglandschaft ist ein gravierender Unterschied im Gegensatz zum Fischerweg, der nur rund 6 bis 8 km entfernt verläuft. Von einem hochgelegenen Pfad kann man sogar den Küstenort Vila Nova de Milfontes sehen. Vor Cercal do Alentejo kommst Du an einer kleinen Kirche vorbei, unter der sich eine Quelle verbirgt. Die Einheimischen kommen sogar mit großen Kanistern, um sich von dem als heilkräftig angesehenen Wasser für den Eigenbedarf zu holen. Neben der Kirche gibt es eine Picknickplatz unter noch recht jungen Bäumen und – einen Pool! Wenn Du magst, kannst Du hier im Heilwasser baden und den Staub der Rota Vicentina abspülen.

Von Cercal hatte ich zuerst den Eindruck, daß es sich um eine recht moderne Stadt handelt. Der Hauptplatz ist ein Verkehrsknoten mit Busstation. Um ein paar Ecken rundrum habe ich doch noch einige schöne Gassen und eine in der Abendsonne leuchtende Kirche entdeckt. Daneben sind mehrere Restaurantes und Cafes zu finden, eine angenehme Atmosphäre für Einheimische wie Besucher. Letztlich war auch Cercal ein recht ansehnlicher Ort, wenn auch nicht unbedingt der schönste auf der Rota Vicentina.


Cercal – Vale Seco
Dieser Abschitt wird einsamer und mit dem Stausee und Damm ändert sich der Charakter des Ensembles. Die höheren Berge bleiben zurück und flache Hügel bestimmen die Ansicht. Anfangs finden sich wieder Weiden, die Wege führen zwischen Zäunen durch die Landschaft, die hauptsächlich aus Grasland mit einzelnen Bäumen besteht. Teilweise sind die Wege hier mit Baumreihen gesäumt. Doch bald schon kommst Du wieder in Waldgebiete bzw. Eukalyptus – Plantagen.
So bis dahin noch nicht gesehen ist der Stausee, der sich in einem verästelten Tal erstreckt. Irgendwie wirkt diese Landschaft künstlich. Der Damm Barragem de Camphilas, der das Tal schnurgerade durchtrennt, ist sozusagen das Tüpfelchen auf dem i der Fremdheit. Zumindest in der Winterzeit, wenn auch die portugiesische Landschaft nicht rundrum grün wirkt. Was mich gewundert hat, war, daß trotz ergiebiger Regenfälle der Stausee bei weitem nicht gefüllt erschien und die trockengefallenen kahlen oder schlammigen Flächen den Eindruck der Fremdheit oder „Störung in der Landschaft“ nochmals verstärkten.

Vale Seco, das Ziel der Etappe, ist ein kleiner Siedlungsflecken „zwischendrin“. Einige Höfe, ein paar Ferienhäuser und das Wichtigste – eine Dorfkneipe/Cafe als kommunikativer Kern. Zwei Frauen, vermutlich die Mutter, eigentlich im Rentenalter und die Tochter, schmissen hier den Laden. Kundschaft – vorwiegend ältere Männer, wie überall in diesen Dorfkneipen. Neben Kaffee, Toast und einem Gläschen Wein vino tinto regionale verbrachte ich die Zeit mit „Sozialstudien“ im Beobachten der wechselnden und ausdauernden Gäste. Beim Blick durch eine Tür fällt mir auf, dahinter ist gleich noch ein Laden! Nach dem Bezahlen sprach ich die ältere der Frauen darauf an. Sie bedeutete mir, außen rum und in die nächste Tür reinzugehen und kam selbst durch die Zwischentür innen lang. Hier konnte ich also nochmals den Vorrat an Bananen und Baguette für meine letzte Etappe auffüllen.
Vale Seco – Santiago do Cacem
Die letzte Etappe durchquert nochmals eine abwechslungsreiche Landschaft mit Waldgebieten und offennem Buschland. Teilweise kreuzen Bäche die Wege, die wiederum auf Furten zu durchqueren sind. Es geht nochmals etwas hügelauf und hügelab, aber große Steigungen gibt es in diesem Abschnitt nicht. Bei der Annäherung an Santiago do Cacem sind bereits die Kathedrale und die Festungsmauer auf einem Berg über der historischen Altstadt sichtbar.

Santiago do Cacem hat eine lange, reiche Historie mit Wurzeln in der Römerzeit, eine maurische Periode und nach der christlichen Rückeroberung eine katholisch dominierte Phase. Oberhalb der Stadt auf einem Hügelzug gegenüber des Burgbergs gibt es die beeindruckenden Ruinen einer römischen Siedlung Mirobriga mit den Grundmauern von Handelshäusern, einem Forum und einer ausgedehnten Therme. Selbst Fresken sind an der Rückwand eines Hauses noch erhalten. Die Therme umfaßte verschieden Badräume und Becken und in den Bodenbereichen sind die Züge einer Hypokausten – Heizung erkennbar. Einige hundert Meter weiter auf der Höhenstraße ist eine der zahlreichen Windmühlen auf dem Höhenzug im Museumsbetrieb zu finden (i.d.R. dienstags bis samstags)

Unterhalb der Kathedrale liegt ein weiträumiges Altstadtviertel mit historischen Villen, engen Gassen und kleinen Plätzen. Interessant ist ein Eckhaus, welches in früheren Zeiten die lokale Feuerwehr beherbergte.
Gegenüber dem Rathaus befindet sich ein kleiner, gepflegter Park und an dessem Rand das historische Museum von Santiago do Cacem. Der Name der Stadt soll übrigends die Kontrahenten der Rückeroberungs – Schlacht benennen. Aus dem maurischen Cacem wurde das katholische Santiago….

Ausgelassene Seitenetappen
Vom Hauptweg der Rota Vicentina gibt es noch zwei Seitenwege – oder eher Sackgassen. D.h. man geht diesen Weg von der Hauptstrecke des Historischen Wegs zu einem Zielort und muß dann auf gleichem Wege zurückkehren. Oder man hat Glück und kann eine Strecke mit dem Bus fahren. Ich habe auf diese Teilstrecken einfach verzichtet.
Die Seitenstrecken sind Odemira in Südwestlicher Richtung nach Saboia und Cercal do Alentejo nach Porto Covo. Außerdem gibt es noch kürzere oder längere Verästelungen, um mal den einen Gipfel, den anderen Wasserfall oder den Küstenort Alfarra (6km, hin und zurück also 12) zu erreichen.
Reisetips Rota Vicentina – Historischer Weg
Warum auf dem Historischen Weg von Süd nach Nord?
Grundsätzlich kann man die Rota Vicentina in beiden Richtungen erwandern – Geschmackssache. Die Markierungen, die sehr gut gepflegt werden und selten Unsicherheit erzeugen, sind sowohl in Nord- Süd – als auch in Süd – Nord – Richtung vorhanden.
Ich habe mich bewußt für die Richtung von der Algarve – Küste nördlich bis Santiago do Cacem entschieden. Aus folgenden Gründen:

Erster Auslöser war ein ganz simpler – ich benutze unterwegs ein kleines Solarpanel zum Laden von Akkus. Ist die Sonne meist südlich von mir, kann ich das hinten über den Rucksack hängen und bekomme eine ganz gute elektrische Leistung. Doch das ist sicher für die meisten Wanderer irrelevant.
Da ich auch etwas „Fischerweg – feeling“ erfahren wollte, bin ich sozusagen zum Aufwärmen erstmal von Lagos nach Sagres entlang der Algarve – Küste gelaufen und dann „am Leuchtturm rechts abgebogen“. Diese Aufwärmrunde kann ich als Einstimmung auf die eigentliche Wanderung sehr empfehlen. Relativ wenige Höhenmeter, relativ kurze Etappen, mehrere Orte mit touristischer Infrastruktur.
Von Süd nach Nord werden die täglichen Höhenunterschiede größer. So gewöhnt man sich langsam an die bergigen Abschnitte. Außerdem wird die Strecke zumindest in meinen Augen immer spannender und abwechslungsreicher, je weiter man von der Küste wegkommt. Die Choreographie ist sozusagen „stimmiger“.
Wer „Feuer gefangen“ hat und in Santiago do Cacem denkt ‚war das jetzt schon alles‚, kann noch ein Stück fortsetzen: Auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostella der Muschel folgen. Ich habe das über zwei weitere Etappen getan. Meine Erweiterung zum Historischen Weg führte über Grandola nach Alcacer do Sal. Und v.a. die erste der Etappen war wirklich nochmal ein landschaftlicher Höhepunkt. Der Pilgerweg ist allerdings nur einseitig markiert – in Richtung Norden nach Santiago de Compostella.
Wann auf der Rota Vicentian wandern?
Wetter, Klima und Jahreszeiten
Wandern in Portugal, auf den Wegen der Rota Vicentina im Süden des Landes, ist vor allem empfohlen von September bis Juni. Im Juli und August ist es zu heiß, diese Monate sollte man unbedingt meiden. Von Dezember bis Februar ist mit Regentagen zu rechnen, die schon mal recht heftig ausfallen können.
Regenkleidung und ausreichender Wetterschutz auch für den Rucksack ist unbedingt zu empfehlen. Leider kann unter anhaltenden Regenfällen im Winter auch die Passierbarkeit einzelner Wege und Furten leiden. An einzelnen Stellen gibt es extra schmale Stege, oft ist die Passage von Bächen aber nur durch stepping stones seitlich der Furt möglich.
Wetter Vorschau für Odemira auf dem Historischen Weg der Rota Vicentina
Ich war von Januar bis Februar in der Region unterwegs und bin immer gut durchgekommen, trotz heftiger Regentage. An einige Stellen war die Passierbarkeit aber klar eingeschränkt. Natürlich ist ab März alles noch grüner und auch die Frühlingsblüte macht die Landschaft bunter. Vor allem Salbeiblättrige und Lack – Zistrose blüht aber auch im Februar schon, viel eher als in Mitteleuropa hält der Frühling Einzug!

Außerdem mußt Du damit rechnen, daß die Sonne tagsüber richtig brennt. Dann ist es auch ordentlich heiß. Sowie die Sonne aber weg ist kommt die Kälte. Ich habe mehrmals den Sonnenuntergang beobachtet, v.a. noch an der Küste, im T-Shirt. War die Sonne weg, hab ich schnellstens Pullover und Jacke drübergezogen und auch das Stirnband über die Ohren. Was Wanderschuhe angeht, empfehle ich v.a. im Winter und beim Wandern mit Gepäck knöchelstützende Schuhe mit gutem Profil. Die Wege können durch den Regen schlammig werden und dann ist es wichtig, einen guten Halt zu bekommen. Einigermaßen wasserdicht ist auch zu empfehlen, wenigstens für ein paar Sekunden. Denn die Stepping stones an den Furten liegen oftmals etwas unter Wasser, v.a. nach starken Regenfällen.
Winterwandern auf der Rota Vicentina

Bedenken solltest Du auch, daß es im Winter.. vom November bis Februar relativ zeitig dunkel wird. Du mußt die Tages – und Wegeplanung entsprechend einrichten, dann sind die Etappen bei Tageslicht gut zu bewältigen. Empfohlen ist aber trotzdem, eine brauchbare Taschenlampe mitzunehmen, um bei Verzögerungen, bei abgelegenen Quartieren ohne öffentliche Beleuchtung oder auch beim Aufenthalt an einem fantastischen sunset – point in der Natur nicht sprichwörtlich im Dunkeln stehen gelassen zu werden.
Anreise und Rückreise zur Rota Vicentina
Für die Anreise nach Portugal siehe den Beitrag mit allgemeinen Reisetips für das Land.
Die Algarveküste ist bis Lagos per Bahn erreichbar. Von Lissabon aus fahren Züge in den Süden. Wer nicht von Lagos aus auf dem Fischerweg nach Westen wandern möchte, kann mit Bussen weiter nach Sagres und von dort aus auch zum Leuchtturm, dem Startort auf dem Historischen Weg der Rota Vicentina fahren.
Lagos wird von Fernbussen aus Lissabon angesteuert. Sowohl der portugiesische Betreiber Rede Expressos als auch Flixbus fahren in den Süden, teilweise mit direkten Schnellbussen. Startort ist Lissabon Sete Rios (für Rede Expressos) oder Lisboa Oriente (Flixbus).
Santiago do Cacem hat eine Busstation, von der aus lokale Busse verkehren (z.B. nach Sines an der Küste) und auch einige Fernbusse von Rede Expressos. Diese verbinden größere Distanzen als die Lokalbusse, sind aber teurer und fahren seltener. Z.B. ist es möglich, durchgehend nach Porto Covo (Fischerweg, ca.12€) zu fahren, während man mit dem Lokalbus erst nach Sines und von dort mit einem anderen Lokalbus nach Porto Covo fahren kann (zusammen rund 7€). Der Aufenthalt in Sines ist durchaus lohnend, insofern ist das Umsteigen mit zwei, drei Stunden Pause eher ein Gewinn als eine nervige Angelegenheit. Lediglich das Heraussuchen der aktuellen lokalen Fahrpläne im Internet ist nicht so einfach, bei Rede Expressos kann man dagegen online Buslinienportale benutzen.
Teilweise verkehren die Rede Expressos auch über die größeren Orte des Historischen Weges wie Cercal do Alentejo oder Odemira, meist nur ein bis zweimal pro Tag. Wer ggf. seine Wanderung abbrechen muß, hat so eine Chance, schneller z.B. nach Lissabon zurückzukehren. Lokale Busse fahren zwar deutlich häufiger, aber letztlich muß man doch einen Ort mit Fernverkehr erreichen.
Organisation der Wanderung auf dem Historischen Weg
Die Wanderwege der Rota Vicentina sind als GR – Grand Route gekennzeichnet – der Historische Weg ist GR11. Gleichzeitig Teil des europäischen Fernwanderwegs E9

Die Wanderwege der Rota Vicentina werden regelmäßig gewartet und die Kennzeichnung überprüft. Verantwortlich dafür ist ein Büro in Odemira. Teilweise arbeiten Freiwillige an diesen Aufgaben. Offizielle website: https://rotavicentina.com/de/historischer-weg/
Wer ohne viel Gepäck wandern will, kann in diesem Büro anfragen wegen Gepäcktransport zwischen den Etappenorten. Quartiere gibt es in allen Etappenorten, meist ein Hostel mit günstigen Unterkunftsmöglichkeiten und mehrere Privatquartiere verschiedenen Standards.