Seit der Liberalisierung sind auch in Deutschland immer mehr Fernbusse unterwegs. International gab es diese Alternative zur Bahn ja schon lange. Für weite Teile Europas ist die Nutzung von Fernbussen damit ein günstiger Ersatz für Flüge oder die Fahrt mit dem eigenen Auto. Damit Du eine gute Reise planen kannst, erzähle ich Dir einiges aus meinen Erfahrungen mit dem Fernbus.
[Der Beitrag enthält Verweise auf Fernbus-Unternehmen, Accessoires usw. und ist damit *Werbung !]
Fernbus – Reisen einfach gemacht – Inhaltsübersicht:
- Kultur des Reisens
- Grenzüberschreitend unterwegs
- Deutschlands Busverkehr re-monopolisiert
- Europalinien – über Nacht ins Baltikum
- Nationale Busgesellschaften in europäischen Ländern
- Reiseplanung und Reisebuchung im Internet und andere Möglichkeiten
- Reisegepäck – „Aufgabe“ und Hand-Gepäck, Fahrräder
- Bequem an Bord
- Kleidung für lange Busfahrten
- Verpflegung und Bordtoilette
Mit dem Fernbus durch Europa
Klar, es ist bequem und schnell – Flug buchen, zum Airport fahren, 2 Stunden in Schlangen stehen, 2 Stunden fliegen und schon bist Du im Warmen. Warum dann wie zu Goethes Zeiten tagelang mit der Postkusche reisen?
Die Wahl des Fernbus ist eine ökologische und entschleunigte Reiseform
Mir machen bei dieser schnellen und scheinbar bequemen Lösung „Fliegen“ 2 Dinge Sorgen und ein weiterer, eher „philosophischer“ Gedanke lenkt meine Priorität auf die langsamen und weniger bequemen Varianten:
Treibhausgas- Ausstoß verringern
Erstens, Fliegen ist wesentlich für den Klimawandel und den immer rasanteren Verbrauch der knappen Ressource Öl verantwortlich. Auch wenn mir mal ein Flugkapitän vorgerechnet hat, daß der Treibstoffverbrauch des Fliegers pro Kopf und Passagier geringer sei als mit einem PKW, so gilt doch, daß der Ausstoß von CO2 in den großen Reiseflughöhen, also den dünnen Schichten der Atmosphäre, viele Male stärker auf das Klima wirkt als an der Erdoberfläche. Das möchte ich nicht ignorieren und suche deshalb möglichst nach Alternativen.
Überwachungswahn überflüssig machen
Zweitens, der Passagierflugverkehr als potentiell perfektes Terrorziel gehört zu den Treibern in der Überwachungstechnologie – von den Kontrollen am Flughafen bis zur Weitergabe und Speicherung von Fluggastdaten, der aufkommenden Verwendung von Gesichtserkennung und der Erstellung von Bewegungsprofilen wird im Flugverkehr alles praktiziert, was geht, ob nun erforderlich und sinnvoll oder nicht – unser Lebensalltag wird immer engmaschiger erfaßt und daran hat die Sicherheitsprävention für die Luftfahrt einen großen Anteil. Sind Kontrollinstrumente erstmal etabliert, werden sie auch genutzt. Die Digitalisierung unseres Lebensalltags wird unsere Freiheit zerstören.
Kultur des Reisens
Ein Gedanke, der mir beim Reisen wichtig war und ist, drückt sich im bekannten Sprichwort „Der Weg ist das Ziel“ aus – Beim Reisen möchte ich erfahren, im Wortsinn. Das heißt, ich lasse mich auf den Weg ein, sehe und spüre die Veränderungen in der Sprache, in der Kultur, der Mentalität, der Bauweise, der Landschaft, Wetter und Klima, usw. Diese vollziehen sich beim langsamen Reisen allmählich und beobachtbar. Für mich ist es immer wieder von Bedeutung, die Dimensionen unserer Welt zu erleben. Daraus entsteht eine Haltung des Respekts und der Demut vor der Erde als dem einzigen bekannten Planeten, der in der Lage war, Leben hervorzubringen und solch hochentwickelte Organismen wie Pflanzen, Tiere und darunter den Menschen….
Langsamer, achtsamer, bewußter, intensiver
Deshalb reise ich, wann immer möglich, mit langsamen, erdgebundenen Transportmitteln wie Wanderschuhe, Kanu, Fahrrad, Bussen, Schiffen und Bahnen. Auch wenn das manchmal um einiges unbequemer ist als der schnelle Flug in ein fernes Land. Die Unbequemlichkeit macht die Dimensionen des Reisens körperlich spürbar….
Nichts desto trotz kannst Du Dir eine längere Fernbus-Fahrt ebenfalls recht angenehm machen. Im Grunde sind inzwischen wohl alle europäischen Länder und Regionen (außer Island) per Fernbus und/oder Bahn erreichbar. Selbst war ich schon im Baltikum, in Portugal, Italien, in Tschechien und der Slowakei, in Österreich, London und Wales und Polen mit dem Fernbus unterwegs. Die weiteste non-stop-Strecke hatte ich zwischen Lissabon und Paris, was zwischen 18 und 25 Stunden dauern kann.
Fernbusse sind – bei hoher Auslastung – sehr gut in der Ökobilanz. Auch wenn sie (bis auf ein erstes E-Bus-Experiment) mit nicht erneuerbaren Energieträgern unterwegs sind, ist der Verbrauch und Schadstoff-Ausstoß pro Passagier im Vergleich zu PKW sehr gering. Da quasi alle Fernbusse in Umweltzonen einfahren, sind gute Feinstaubfilter und Euro5 oder 6 – Abgasnormen mehr oder weniger obligatorisch.
Grenzüberschreitend unterwegs – wo die Bahn schwächelt
Der Vorteil an Fernbussen ist, daß inzwischen viele Regionen angeschlossen sind. Neben den Großstädten beziehen die Anbieter auch Mittelstädte und touristisch interessante Gebiete mit ein. Selbst an die Ostsee – auf den Darß oder auf Usedom, nach Rostock, Greifswald oder Stralsund kannst Du mit dem Fernbus anreisen.
Bei der Bahn funktioniert international zwar der Verkehr von Deutschland nach Paris (mit durchgehenden TGV und ICE von Saarbrücken, Köln und Karlsruhe..), nach Warschau und Prag, Amsterdam und Wien, aber es wird schon schwierig, in viele kleinere Orte eine Verbindung zu finden oder gar ein durchgehendes Ticket zu kaufen. Auf der web-site der deutschen Bahn kommen dazu fast immer Bemerkungen wie „unbekannter Auslandstarif“ o.ä. Früher durchgehende D-Zug-Verbindungen z.B. aus den ostdeutschen Ländern nach Polen oder Tschechien/ Slowakei wurden v.a. in den 90er Jahren eingestellt und die Strecken oft nur noch durch Regionalbahnen bedient, die Umstiege und Ticketkauf in abgelegenen Grenzbahnhöfen erforderlich machen. Da sind die Fernbus-Anbieter deutlich weiter und „europäischer“.
Nachteilig ist, daß Fernbusse um einiges langsamer unterwegs sind. Sie fahren mehrere Städte an, und die Fahrt durch Stadtzentren mit vielen Ampelstops kostet eine Menge Zeit. Auf den Autobahnen ist die Höchstgeschwindigkeit 100km/h, auf Landstraßen noch weniger. Die Bahn rauscht im Idealfall ohne Halt bis zum zentral gelegenen Bahnhof durch. Dafür sind Fernbusse i.d.R. um einiges billiger als die Bahnfahrt.
Konkurrenz verschiedener Fernbus – Anbieter
Deutschland wieder weitgehend monopolisiert
Nachdem beim Start der Fernbus-„Liberalisierung“ eine ganze Reihe von Firmen Busse auf die Piste geschickt haben, ist das Bild inzwischen in Deutschland fast nur noch grün. Was gab es nicht alles – DeinBus, Postbus, ADAC-Bus, Flix-Bus, IC-Bus der Bahn, MeinFernbus und noch einige mehr. Dann kam nach kurzer Zeit die Fusion von Flix und MeinFernbus und so nach und nach haben die meisten anderen Konkurrenten das Handtuch geworfen.
Flixbus* versucht sich aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen, Tschechien, der Slowakei, fährt bis Wien und London, Brüssel und Rotterdam, Kopenhagen….. In Deutschland wirst Du wohl fast nur noch den grünen Flixbus nutzen können.
Auf einigen Strecken ist Konkurrenz aus dem Ausland unterwegs. So der tschechische Anbieter RegioJet,* der von Prag über Dresden nach Berlin fährt, in Bayern nach München und auf einigen Fernstrecken über Stuttgart oder Frankfurt am Main quer durch Deutschland bis nach London, Amsterdam, Brüssel, Zürich, Bern, Lyon und Paris und Wien, Salzburg, Linz. Gerade für Reisen in Richtung Osten ist RegioJet eine gute Wahl – weitere Verbindungen des Anbieters ab Prag bringen Dich auch nach Budapest, in die Slowakei oder nach Polen. Du kannst die innerdeutschen Streckenabschnitte und die internationalen Verbindungen direkt über RegioJet buchen*.
Außerdem ist es möglich, mit RegioJet über Prag als Umstiegsknoten nach Wien, Budapest oder in einige italienische Städte wie Venedig, Florenz und Rom zu fahren. Und natürlich in viele tschechische und slowakische Orte.
Über Nacht ins Baltikum
In Teilen Deutschlands ist außerdem der baltische Fernbus-Anbieter Ecolines unterwegs und verbindet deutsche Städte mit Polen, dem Baltikum (Litauen, Estland und Lettland), Kiew und Odessa (Ukraine) sowie Minsk (Weißrußland). In westlicher Richtung werden einige der Benelux-Städte (Amsterdam, Antwerpen, Utrecht, Groningen …) oder Paris bedient. Zumindest von Warschau in Polen aus kannst Du mit ecolines auch bis Sofia oder Varna in Bulgarien fahren.
Von Vorteil ist sowohl bei RegioJet als auch bei Ecolines, daß es zumindest auf den internationalen Strecken eine Bordbetreuung gibt – Du bekommst während der Fahrt am Platz Kaffee, Tee, kleinen Imbiß, kannst Dich über Anschlüsse informieren u.a. Bei einer Umsteigeverbindung in Prag in den RegioJet-Train* erklärte mir die Bus-Begleiterin den schnellsten Weg per Metro zum Hlavni Nadrasi (Hauptbahnhof) und tauschte ein paar Euro in Kronen für die Fahrkarte. Außerdem werden nach jedem Halt die Fahrgäste gezählt. Bei Flixbus bist Du selbst Schuld, wenn Du an der Raststätte vergessen wirst. Die Fahrer gucken nicht, ob alle wieder an Bord sind.
Über Land durch Europa – auf die Inseln mit der Fähre
Als internationaler Fernbus-Anbieter schon lange – auch vor der Liberalisierung – am Markt ist Eurolines. Eurolines hat viele Niederlassungen in den europäischen Ländern (eurolines-france, eurolines-polska…), welche Linien quer durch Europa auch bis Spanien und Portugal bedienen. Meine Toscana-Touren nach Florenz habe ich bisher mit Eurolines Polska als Transporteur absolviert.
Die Tickets bekommst Du z.B. über das Buchungsportal trainline* . Dort gibt es immer wieder auch Rabatt-Aktionen, Studentenpreise oder manchmal Netzkarten für Regionen, so ähnlich wie das Interrail-Ticket bei der Bahn. Ein weiteres online Buchungsportal für Fernbus- und Bahnreisen ist omio*, bei dem Du die aktuellen Preise der verschiedenen Verkehrsmittel vergleichen, Verbindungen heraussuchen und direkt online buchen kannst. Meist reicht dann der QR-Code auf dem smartphone oder tablet als online-Ticket.
Mit Eurolines kommst Du sogar bis Spanien und Portugal, Kroatien, Rumänien und Griechenland, zumindest mit ein oder mehreren Umstiegen. Städte wie Paris oder Barcelona sind dahingehend gute Umsteigepunkte, weil sich viele der Linien kreuzen. Wenn Du eine abenteuerliche Reise in Etappen durch Europa planst, solltest Du solche Drehkreuze identifizieren, weil dort am Besten weitere Anschlüsse zu erreichen sind. Da Hafenstädte mit Fährverbindungen wie z.B. Rostock (- Gedser in DK oder Trelleborg in S), Barcelona (- Mallorca, Menorca, Ibizza), Holyhead (- Dublin IRL) usw. von Fernbussen angesteuert werden, kannst Du Fähren als Fußgängerpassagier nutzen und Deine Reise auf den Inseln fortsetzen.
Plane Zwischenstationen
Für weitere Strecken, die Du nicht als ein durchgehendes Reiseangebot buchen kannst, solltest Du allerdings lange Umstiegszeiten oder noch besser Zwischen-Übernachtungen einplanen. Denn Fernbusse können sich schnell mal um einige Stunden verspäten – sie stecken in der rush-hour in Städten fest, geraten auf der Autobahn in den Stau, dadurch überschreiten die Fahrer ihre Lenkzeiten und müssen Pausen einlegen…. Ein durchgehend gebuchtes Ticket von Start bis Ziel gibt Dir gewisse Rechte gegenüber den Veranstaltern, sozusagen eine Transportgarantie. Wechselst Du den Veranstalter oder kannst Du Deine Reise nur mit mehreren Einzeltickets buchen, bist Du selbst verantwortlich für das Risiko.
Weitere Anbieter in europäischen Ländern
National gibt es in verschiedenen Ländern weitere Busanbieter. In Polen ist das traditionell die frühere staatliche Busgesellschaft PKS unter dem Namen PKS-Polska (fährt z.B. heute auch noch regelmäßig nach Dresden). In Portugal wird jede größere Stadt von Rede Expressos (und viele Ziele in Spanien) angefahren, in UK ist der National Express unterwegs und in Irland BusEireann. Tschechien und die Slowakei erschließt, wie schon erwähnt, RegioJet*.
Das zu wissen, hilft schon mal weiter. Im Internet findest Du die Fahrpläne der Gesellschaften, die Routen, Preise usw.
Fernbus-Praxis: Liniensuche, Buchung, Gepäck und Bequemlichkeit
Reise-Planung im Internet
Die Buchung von Fernbussen geschieht zum größten Teil und am preisgünstigsten über die jeweiligen web-Seiten der Busgesellschaften im Internet mit Selbstausdruck des Tickets oder alternativ mit Speicherung im Smartphone/ tablet. Alternativ kannst Du das schon erwähnte Buchungsportal trainline* verwenden, welches neben Buslinien auch Bahn-Auskünfte erteilt und Bahn-tickets verkauft. Angeschlossen sind Flixbus*, ALSA, baltour, Eurolines, ouibus und isiline, also vor allem westeuropäische Gesellschaften. Für die online- Buchung benötigst Du fast überall eine Kreditkarte.
In großen Städten gibt es von einigen Linien Ticket-Büros oder den Verkauf über Kooperationspartner (z.B. die Verkaufsbüros der örtlichen Verkehrsgesellschaften). BusEiran hat auch Fahrkartenautomaten in großen Städten.
Gepäckmitnahme – Handgepäck und „Aufgabe“- Gepäck
Handgepäck
Ähnlich wie im Flugzeug gibt es bei den Fernbus-Angeboten die Mitnahmemöglichkeit für Handgepäck und „Aufgabe-„Gepäck. Normalerweise jeweils ein Stück, bei manchen Anbietern sind auch 2 oder 3 Stücken zur Abgabe erlaubt. Größen- und Gewichtsbeschränkungen bitte auf den Seiten der Verkehrsgesellschaft nachlesen, da hier Unterschiede bestehen. Achte darauf, Deine Wertsachen im Handgepäck zu behalten und während der Reise sicher aufzubewahren.
Einen kleinen Rucksack* bis 30 Liter kannst Du meist einfach als Handgepäck mitnehmen – Du mußt diesen allerdings im Fußraum unter den Sitz oder zwischen den Sitzen abstellen. D.h., das geht zulasten Deiner Beinfreiheit. Der Platz zwischen den Sitzreihen ist jedoch in der Regel etwas großzügiger als bei den Billig-airlines bemessen. Die Ablagen über den Köpfen sind dagegen leider, so wie heute auch in vielen Reisezugwaggons, nur noch dazu da, den Hut oder Regenschirm zu vergessen – dort paßt kein Gepäck mehr rein.
Große Gepäckstücke und Fahrräder
Das „Aufgabe-„Gepäck stellst Du vor dem Einsteigen selbst in den Gepäckraum unter der Passagierkabine oder es wird (z.B. bei ecolines) von einem Busfahrer – mit Gepäckanhänger markiert – eingeladen. Wichtig – dort keine Wertsachen oder Dokumente drin lassen, da diese Gepäckluken während der Pausen wenig kontrolliert oder beaufsichtigt sind und jeder rausnehmen kann, was er für sein’s hält. Während der Reise hast Du normalerweise keinen Zugriff mehr auf das Groß-Gepäck (hängt von der Freundlichkeit des Busfahrers ab). Nimmst Du nicht sowieso nur Handgepäck mit, lohnt sich die Mitnahme eines kleinen „Faltrucksacks* “ für Deine „onboard“- Bedürfnisse. Dieser kann nach der Ankunft im Hauptgepäck entleert und zusammengelegt mit verstaut werden.
Auf einigen Linien bietet Flixbus* (ggf. auch andere Anbieter) die kostenpflichtige Mitnahme von Fahrrädern an – allerdings sehr eingeschränkt auf bis zu 5 Stück (oder weniger) nach vorheriger online-Reservierung. (Standard-Fahrrad bis 20kg, Bezahlung bar direkt beim Fahrer bzw schon bei der Buchung, Preise siehe link, online-Voranmeldung zwingend erforderlich) Klappräder können zusammengeklappt und in Taschen verpackt im Gepäckraum mitgeführt werden.
on board – Bequemlichkeit bei längeren Fahrten und in der Dunkelheit
Die langen Busfahrten sind im Vergleich zur eigenen Autofahrt, bei der Du Dich ja ständig mit dem Verkehr beschäftigen und konzentrieren mußt, sehr bequem. Du kannst einfach abschalten und die Verantwortung, das Ziel zu erreichen, für Dich und Deine 7 Sachen, an den Fahrer abgeben. Wenn Du für diese lange Zeit keine Beschäftigungen eingepackt hast, kann das u.U. etwas langweilig werden. Das gilt vor allem für den Winter, also ca. ab Ende Oktober bis Ende März, weil die Tage kurz und die dunklen Nächte lang sind. Die Busfahrten finden deshalb zu einem großen Teil im Dunkeln statt.
Anders als im Zug kann im Bus während der Fahrt kein Licht angelassen werden. Internationale Fahrten z.B. nach Italien, London oder ins Baltikum laufen fast immer über Nacht, so daß Du erst am nächsten Tag ankommst und die Nacht im Bus verbringst.
Lesen, Hören, Spielen, Filme gucken….
Lesestoff ist also angesagt! Über jedem Platz gibt es eine Leselampe, die Du zumindest bis gegen Mitternacht nutzen kannst. Danach stören sich oftmals Mitfahrer, die gern schlafen wollen, auch an dieser kleinen Funzel. Besonders angenehm ist das Licht oft sowieso nicht, bei langem Lesen strengt es die Augen an. Eine gute Alternative bieten inzwischen fast alle eReader*, die eigenes Leselicht integriert haben. Damit bist Du bestens ausgerüstet, weil Du da gleich mehrere Tausend Bücher* drauf abspeichern kannst, ohne viel extra-Gepäck zu erzeugen. Die kleinsten eReader sind gerade etwas größer als eine Postkarte und so dünn wie ein Bleistift. Nutzen kannst Du natürlich auch ein tablet, doch bei Tag stören da die vielen wechselnden Reflexionen des einfallenden Lichts.
Für eBooks kannst Du Dir die moonreader-App aufs smartphone oder tablet laden, darüber sind handelsübliche eBooks z.B. im ePub – Format (oder txt oder .pdf uva.) lesbar. In immer mehr Fernbussen gibt es über wlan ein „buseigenes“ Entertainment-Programm mit einigen Filmen in verschiedenen Sprachen, einzelne Hörbücher* oder eBooks. Bei Flixbus mußte ich aber letztens feststellen, daß es sich bei Letzteren nur um 30-min- Hörproben bzw. eBook-Leseproben handelt. Bei regio-jet gab es nur wenige Filme mit deutscher Synchronisation, eher noch in englisch… So richtig warm geworden bin ich mit den Bordprogrammen noch nicht…
Für alles, was Du hörbar genießen willst, sind gute Kopfhörer* einfach nur zu empfehlen. Sei es, Musik oder Hörbücher vom eigenen ogg-Player* oder tablet, sei es der Film per plug-in vom Onboard-Display oder auch nur, um für einige Zeit einen zusätzlichen Schallschutz auf den Ohren zu haben. Übrigens, bei freier Platzwahl oder bei Vorab-Reservierung – die lauten Plätze sind hinten im Bus, da dort die Maschine drunter sitzt. Musik oder audio-books hören ist da fast unmöglich. Vorn und in der Mitte ist es wesentlich leiser! Inzwischen sind fast alle Fernbusse mit 220V-Steckdosen ausgerüstet, meist für jeden Platz eine. Manche Fernbusse haben auch USB(A) Ladesteckdosen.
Taschenlampe empfehlenswert
Praktisch finde ich es, eine kleine Taschenlampe* einzustecken. Erstens, um bei der Nachtfahrt den Weg zur Toilette auszuleuchten und zweitens, um in der Toilette klar zu kommen. Denn bei manchen Bussen schaltet das Toilettenlicht dann ein, wenn Du die Tür verriegelst – Du stehst erstmal komplett im Dunkeln. Oder das Licht ist nur eine Funzel, oder die Schalter für Spüle und Wasserhahn liegen im Schatten des Waschbeckens…. es gibt da viele Fallen. Manchmal fällt Dir im Bus einfach was unter den Sitz – ohne Licht findest Du nur schwer was wieder. Und wenn Du nachts irgendwo an einer dunklen Unterwegstation aussteigen mußt, hilft Dir die Taschenlampe ggf. auch, Deinen großen Rucksack aus dem Gepäckraum wiederzufinden oder den passenden Wegweiser zu entdecken.
Das kann eine ganz normale Taschenlampe sein, die leicht in die Hosentasche paßt. Oder auch eine Stirnlampe* – der Vorteil ist hier, daß Du die Hände frei hast. Wenn Dir so ein „Zyklopenauge“ nicht richtig gefällt – ich hänge die Stirnlampe oft einfach als „Halsband“ um, dann kann sie auch nicht runterrutschen….
Nackenhörnchen
Für die Bequemlichkeit auf langen Fernbus – Fahrten sind sogenannte „Nackenhörnchen* “ tatsächlich ein Gewinn. Das habe ich lange ignoriert und als lästigen Quatsch abgetan, bis ich mal eins zur Probe bekommen habe. Da war ich dann echt erstaunt, für wieviel mehr Entspannung vor allem in den oft gestreßten Rücken- und Nackenmuskeln ein so einfaches Utensil sorgt. Und wenn es gerade nicht den Kopf stützt, kannst Du es auch als Kissen zum Anlehnen irgendwo zwischenklemmen.
Nackenhörnchen gibt es zum Aufpusten oder in Kissenform* mit einer festen Füllung. Ich bevorzuge zum Aufpusten, weil ich das Ding dann kleinstmöglich verstauen möchte, wenn ich es nicht brauche. Allerdings taugen die Billigteile von Xenos oder wo sonst für wenige Euros nichts, da ist die Luft schnell raus und die Löcher sind nicht zu flicken.
Das ultralight pillow hat eine innere Luftblase mit einem großen Lochventil, welches wie ein Flatterventil funktioniert. Du kannst die Lippen mit Kußmund ansetzen und einfach reinatmen. Geht superleicht, nicht wie die Badeball-Schniepel-Ventile. Zum Ablassen wird dann der Mittelstift reingedrückt und schon ist das Ding wieder leer. Der äußere Bezug läßt sich abnehmen und bei 30° in der Maschine waschen. Zur Verbindung der Hörnchenenden gibt es ein kleines Band mit Klick-Verschluß. Dadurch kann das Hörnchen nicht im Schlaf runterrutschen. Du kannst es beim Umstieg schnell am Rucksack anklicken. Wenn Du nicht so ein Gepäck-Minimier-Freak bist wie ich, sind die Fest-Füllungs-Hörnchen sicher eine ebenso angenehme Variante.
… und Kuscheldecke
Vor allem für Nachtfahrten ist eine kleine Kuscheldecke* ein weiteres Wohlfühl-Asseccoire. Wenn Du mit Schlafsack unterwegs bist, geht dazu das Baumwoll-Inlet*, zu dem ich Dir für die Schlafsack-Benutzung sowieso rate. Vielleicht benutzt Du ja auch einen Quilt anstelle eines Schlafsacks? Der wäre vor allem im Winter ebenfalls gut geeignet als Zudecke im Fernbus. Ansonsten reicht eine Decke von 1,50×1,50 aus weichem Stoff oder Wolle. Du kannst Dich damit einigermaßen zudecken, was vor teilweise auftretender Zugluft schützt und im Schlaf so etwas wie eine abgeschirmte Intim-Zone schafft, mit der sich viele Menschen wohler fühlen. Von Cocoon gibt es gleich ein ganzes Travel-Set* zum bequemen Fernbus – Reisen.
Eine Nacht im Bus – was ziehe ich da an?
Praktisch ist für lange Fahrten bequemere Kleidung, in der Du Dich beweglich und wohl fühlst. Also ziehe weite Hosen an statt enger Jeans, für Mädels eventuell auch langer Rock und Strumpfhosen. T-Shirt und Pullover sind flexibler. Den Pullover kannst Du ausziehen, wenn es zu warm wird, und als zusätzliche Polsterung nutzen. Eine leichte Jacke ist bei Zwischenstops von Nutzen. Hast Du mehrere Schuhpaare dabei, dann nimm welche, aus denen Du schnell raus oder wieder rein kommst. Da ich oft mit Bergwanderschuhen reise, ziehe ich diese schon bald nach dem Start aus und stopfe die Schnürsenkel locker nach innen. So kann ich einfach und schnell reinrutschen und loslaufen. Eine Wanderung, wo feste Schnürung erforderlich ist, fällt auf den Zwischenstationen ja sowieso aus.
Verpflegung und Toiletten
Bordverpflegung – do it yourself
Onboard- Verpflegungs-Service ist bei Fernbus-Gesellschaften eher selten. ecolines und RegioJet sind da positive Ausnahmen, wo Du Kaffee, Tee, heiße Schokolade und ggf. heißgemachte Suppen o.ä. bekommen kannst. Das für wenig Geld oder sogar ohne Zusatzkosten. Bei langen Fahrten gibt es Zwischenstops an Raststätten, was z.T. besonders teuer ist und ein eher gehetztes Eß- Vergnügen, da die Aufenthalte zeitlich begrenzt sind. Nutze diese Zeit lieber für einen gepflegteren Toilettengang (Kleingeld nicht vergessen), die Bordtoilette ist ’ne Qual.
Deshalb solltest Du Dir je nach Länge der Fahrt Getränke und Verpflegung einpacken. Eine Flasche* Wasser ist immer zu empfehlen. Belegte Brote, Obst und vielleicht ein paar Riegel versüßen Dir die Reise. Dann brauchst Du Dich an der Raststätte nicht anstellen und kannst essen, was Dir wirklich schmeckt.
Toilette im Fernbus
Die Bord-Toilette war schon mehrfach erwähnt. Das ist allenfalls ein Notklo! Leider ist der Raum so eingezwängt unter einer Sitzreihe, daß Du Dich am Besten schon vor dem Schließen der Tür in die richtige Position rangieren mußt. Zumindest als größerer Mensch. Leider verfehlt in der Enge, schlechten Beleuchtung und unter dem Einfluß der Fahrbewegungen öfter mal jemand das Ziel, so daß Bordtoiletten selten zu sauberen Hygiene-Tempeln gehören werden. Es ist deshalb zu empfehlen, eigenes Toilettenpapier (das vorhandene ist oft schon naß) und eventuell noch ein Desinfektionsspray* mitzunehmen. Oder alles was Du persönlich brauchst, um unter diesen widrigen Umständen eine öffentliche Toilette benutzen zu können.
Fazit
Durch das inzwischen sehr dichte Fernbus – Netz ist es gut möglich, günstig durch Europa zu fahren. Spannende Ziele sind gerade von Deutschland und dem deutschsprachigen Raum wegen der zentralen Lage gut zu erreichen – das Baltikum, polnische Städte wie Gdansk, Kraków und Wroclaw (Breslau), Prag, Cesky Krumlov und Ćeské Budejovice in Tschechien, die Slowakei mit schönen Wanderregionen, Venedig, Florenz und Rom in Italien oder in westlicher Richtung Amsterdam, Rotterdam, Paris, London….
Reisen, teilen und erzählen!
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