Ein Hauch von Zen – der japanische Garten in Breslau (Wroclaw)

Ein Hauch von Zen – der japanische Garten in Breslau (Wroclaw)

Für Besucher von Wroclaw (früher Breslau), die nicht nur schnell mal durch das Altstadtzentrum jagen, lohnt ein kleiner Ausflug in die östlichen Stadtviertel. Neben dem Zoo mit Afrikarium sowie der Jahrhunderthalle ist der liebevoll angelegte Japanische Garten unbedingt einen Besuch wert.

Der Japanische Garten Wroclaw – sound von terrasound.de

Festgelände zum Jahrestag der Befreiungskriege 1913 – Jahrhunderthalle und Japanischer Garten

Der Japanische Garten in Wroclaw ist Teil der Parkanlage Szczytnicki (Scheitniger Park), die sich nördlich der Hala Stulecia – der Jahrhunderthalle – erstreckt. Zur Feier des einhundertsten Jahrestages der Befreiungskriege gegen Napoleon wurden 1913 große Festlichkeiten geplant. Im damals deutschen Breslau entstand die riesige Jahrhunderthalle. Auch das Umfeld wurde als Festgelände umgestaltet. Der Reichsgraf Friedrich Maximilian von Hochberg auf Halbau brachte die Idee für einen Garten im japanischen Stil ein. Die Anlage wurde von 1909 bis 1912 nördlich der Jahrhunderthalle geschaffen. Daran war u.a. der japanische Gärtner Arai Mankichi beteiligt. Es gab sogar ein Heizhaus, um einen Teil der Teiche für wärmeliebende japanische Wasserpflanzen zu erwärmen.

Wiederentstehung der Gartenanlage Mitte der 90er Jahre

Nach den Feierlichkeiten von 1913 wurden allerdings ein Großteil der Garteneinrichtung wieder abgebaut und Leihgaben aus Japan zurückgegeben. Nur die Grundstruktur der Wege und Wasserflächen blieb der Stadt Breslau erhalten.

Mitte der 90er Jahre besann sich die nun polnische Stadt Wroclaw auf die alten Pläne. Ein Team von Gartenfachleuten aus Polen und der japanischen Stadt Nagoya überarbeitete und erweiterte die Anlagen des japanischen Gartens von 1913.

Die Freude nach der Wiedereröffnung 1997 währte allerdings nur wenige Monate. Ein Oderhochwasser zerstörte große Teile des gerade eingeweihten Gartens noch im selben Jahr. Bis zur Jahrtausendwende wurde der japanische Garten von Wroclaw erneuert. In Anlehnung an die Nationalfarben von Polen und Japan wird der Garten japanisch Hakkoen genannt, „Weiß- rot – Garten“. Eine Vielzahl an Gestaltungselementen, die für japanische Gärten typisch sind, bieten dem Auge im Garten von Wroclaw immer wieder neue überraschende Ansichten.

Ein Gartenidyll im Fernöstlichen Stil

Durch ein großes Tor Sukiya Mon wird der Garten betreten. Dann wandelt der Besucher über sandige Pfade zwischen alten Eichen, Ahorn, Rhododendron, Azaleen und teils exotischen Bäumen und Sträuchern wie Goldlärchen, Ginkgo und Schnurbäumen. Der große See ist ein erster Blickfang. Dieser wird von einem hölzernen Steg überspannt, wobei sich in der Mitte ein überdachter Pavillon Yumedono Bashi befindet. Wasserläufe kreuzen den Weg. Seit der Neukonstruktion des Japanischen Gartens gibt es nun einen „männlichen“ und einen „weiblichen“ Wasserfall (Otoko Daki und Onna Daki). Charakteristisch ist dabei, daß der männliche Fall hart und steil über eine Steinbarriere stürzt, während der weibliche Wasserfall sich in sanften Stromschnellen zwischen Sohlschwellen windet.

Trommelbrücke Taiko Bashi im Japanischen Garten Wroclaw / Breslau
Trommelbrücke Taiko Bashi

In der Nähe des Onna Daki kann man am Seeufer entlang über Trittsteine wandeln. Sowohl auf der Insel als auch im weiteren Gelände finden sich beschnittene Gehölze, traditionelle Laternen (Taiko toro), eine Steinpagode (Sanju-no-to), über den Wasserlauf die Trommelbrücke (Taiko bashi). Am südlichen Rand des japanischen Gartens ist der Teeplatz mit dem Teehaus Azumaya. Verlassen kann man den Garten durch das Seitentor Fuku Mon.

Besuchsempfehlungen für den Japanischen Garten Wroclaw

Für den Besuch im Japanischen Garten Breslau / Wroclaw wird ein Eintrittsgeld (ca.2€) erhoben. Das ist angesichts der gepflegten und stilvollen Anlage auf jeden Fall angemessen. Die Tickets für den Japanischen Garten Breslau gibt es an einem kleinen Kassenhäuschen direkt am Eingang.

Geöffnet ist der Japanische Garten Wroclaw von Frühjahr bis Herbst (März bis Oktober). Ich war dort Ende Oktober. Natürlich gab es kaum Blütenpflanzen zu dieser Jahreszeit, jedoch prächtiges goldenes Herbstlaub und Sonnenlicht, welches über den Wasserläufen von einem feinen Nebelstreifen gedämpft wurde – eine wahrhaft meditative Stimmung. Du solltest Dir für den japanischen Garten unbedingt etwas Zeit nehmen und die Ruhe der Anlage, die Beschaulichkeit der Accessoires, die Details der einzelnen Szenerien genießen. Auf Bänken kann man auch in der Sonne sitzen, über den kleinen See blicken und vor sich hin träumen. So manche Einheimische nutzen regelmäßig die Atmosphäre des Japanischen Gartens für einen kleinen, gefühlten Ausflug in die fernöstliche Gartenkultur.

Allerdings empfehle ich beim Besuch Kopfhörer und meditative Musik im ogg-Player! Denn hinter dem japanischen Garten in Wroclaw verläuft die leider ziemlich stark befahrene Adam Mickiewicz – Straße, so daß der Verkehrslärm die besinnliche Grundstimmung akustisch beeinträchtigt. Schallschutz und Zen – Musik wie im video werten den Besuch im japanischen Garten Wroclaw deutlich auf.

Japanischer Garten
Adama Mickiewicza 1
51-618 Wrocław

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