In Sachsen gibt es mehrere Schmalspurbahnen, auf denen meist noch historische Dampflokomotiven einen Zug aus alten zweite und dritte Klasse – Wagen ziehen. Oft befinden sich die Strecken in den Mittelgebirgen wie Cranzahl nach Oberwiesental am Fichtelberg oder im Zittauer Gebirge zu den Kurorten Oybin und Jonsdorf. Die Nördlichste der sächsischen Schmalspurbahnen fährt jedoch mehr im Flachland – das ist die Döllnitztalbahn „Wilder Robert“ von Oschatz über Mügeln nach Glossen bzw. Kemmlitz. Zwischen Leipzig und Dresden gelegen ist sie vor allem an den „Dampf – Wochenenden“ eine Attraktion für Dampflok – und Eisenbahn – Nostalgiker.
Der „Wilde Robert“ – die Döllnitzeisenbahn lädt zur Dampfeisenbahn – Fahrt
Praktischerweise ist die Döllnitzbahn, von den Einheimischen gern „Wilder Robert“ genannt, an das regionale Eisenbahnnetz angebunden. Wer auf der Sachsenmagistrale von Leipzig nach Dresden fährt, kann in Oschatz die Regelspurbahn verlassen und auf den dritten Bahnsteig wechseln. Dort beginnt das Gleis der schmalen Schienen – östliche Endhaltestelle der Döllnitz – Eisenbahn mit 750mm Spurweite.
Die Strecke schlängelt sich zuerst durch Oschatz, trifft auf den kleinen Bach Döllnitz, der namensgebend und verlaufsbestimmend zugleich für den „Wilden Robert“ ist. Denn in den Pionierjahren der Eisenbahn wurden die Strecken sehr oft entlang von Flüssen geplant und gebaut – die Flußtäler erschlossen mit geringer Steigung die Region bis in die Höhenlagen der Gebirge. Außerdem haben sich die Menschen sowieso bevorzugt entlang der Flüsse angesiedelt, die Kraft des Wassers wurde für Handwerk und Industrieanlagen genutzt. Folglich gab es sowohl die größte Zahl an Passagieren als auch die meisten Waren und Güter entlang der Flußtäler zu transportieren – so fügte sich Eins zum Anderen.
Von Oschatz nach Mügeln
Die Döllnitzbahn quert den Bach auf einer langgezogenen Brücke parallel zur Fernstraße 6 und umfährt ein ganzes Stück das Oschatzer Altstadtzentrum. Ein Halt ist dafür in der Körnerstraße. Dann geht es am Spaßbad Platsch vorbei und durch die Anlagen der ehemaligen Landesgartenschau 2006, wo ein weiterer Haltepunkt „Oschatz Süd“ liegt.
Dahinter wird es ländlicher. In weiten Bögen geht es zwischen Hügeln immer an der Döllnitz entlang. Ein Stück Auenlandschaft mit Wiesen und Erlengesäumten Wasserläufen tut sich auf. Weitere Haltepunkte mit „Bedarfshalt“ wie Kleinforst Rosensee oder Thalheim Kreischa liegen dazwischen. Dann folgen zunehmend Äcker der umgebenden Agrarbetriebe, zwischen denen die Schmalspurgleise verlaufen. Angesichts der riesigen Industrieackerflächen wirkt die Kleinbahn wie ein wenig aus der Zeit gefallen. Bei Schweta treffen Döllnitzbahn und Döllnitz wieder aufeinander.
Nun kündigt sich die kleine Stadt Mügeln mit einigen Gewerbegebieten neben den Bahnanlagen an. Parallel zur Hauptstraße rollt die Bahn noch einen Kilometer , um dann in einem Bogen um die eigenen Lokschuppenanlagen den Bahnhof Mügeln zu erreichen.
Der Bahnhof Mügeln – großer Bahnhof für schmale Züge
Dieser Bahnhof ist das eigentliche Herz der Döllnitzbahn. Einstmals einer der größten Schmalspurbahnhöfe in Europa ist er die Heimatstation aller Züge der Strecke. Logischerweise gehören dazu auch Lokschuppen, Kohleplatz, diverse Gleisfelder und der Bahnhof selbst.
Hat der Zug bereits einen kompletten Umlauf hinter sich, gehört das „Bekohlen“ der Dampflok sowie das „Wasser – Fassen“ am Wasserkran mit zum Halt. Das heißt, es gibt eine längere Pause (14:20 bis 15:00) am Bahnhof Mügeln, der genutzt werden kann, um die verschiedenen Versorgungsaktivitäten rund um die Dampflok zu beobachten. Die Lok wird abgekuppelt, fährt zum Kohleplatz, der Tender wird mit neuer Kohle befüllt. Alles in Handarbeit. Dann muß die Lok auf ein anderes Gleis rangiert werden, um am Wasserkran Wasser zu fassen. Nebenbei werden verschiedene kleinere Pflegearbeiten ausgeführt – das Schmuckstück ist ganz offensichtlich in liebevollen Händen!
Als Stadtbahn durch den Auen – Park
Wenn es dann weitergeht mit der Dampfzugfahrt, quert die Döllnitzbahn an der westlichen Ausfahrt des Bahnhofs Mügeln zuerst die Hauptstraße und verschwindet zwischen alten Industriegebäuden in die Döllnitzaue. Dort passiert sie am Rande der Altstadt von Mügeln die Burg Ruhethal mit ihrem dicken Turm und das Stadtzentrum. Zweimal gibt es noch die Möglichkeit zum Ausstieg oder Zustieg in die Döllnitztalbahn – am Haltepunkt Mügeln – Stadt und Altmügeln.
Bei Nebitzschen westlich von Mügeln teilt sich die Strecke: Entweder geht es nach Kemmlitz oder nach Glossen. Das sind die derzeitigen Endpunkte der Döllnitzbahn. Leider einfach nur so im Nirgendwo.
In Glossen liegt neben der Endstation eine weitere kleine Attraktion – der Beginn einer Feldbahn, die den Zugang zu einem alten Quarzit – Steinbruch erschließt. Doch nach derzeitigem Fahrplan für die Dampfbahnfahrten mit nur 9 Minuten Aufenthalt in Glossen besteht es keine Chance, die Feldbahn in Aktion zu erleben. An den Endstationen wird die Lok wieder umgekuppelt, also an die Zugspitze gesetzt, damit es zurück nach Oschatz gehen kann.
Historische Döllnitzbahn – kleiner Rest eines bedeutenden Schmalspurnetzes
Leider muß man sagen, handelt es sich bei der aktuellen Döllnitzbahn des „Wilden Robert“ nur um Reste der früheren Mügelner Schmalspurbahnen. Diese wurden 1884 in der Region Döbeln – Mügeln – Oschatz von der Königlich Sächsischen Eisenbahn in Betrieb genommen. Bei Strehla erreichten die Schmalspurgleise sogar die Elbe und den Elbhafen. Damit war die Mügelner Schmalspurbahn die einzige mit direktem Anschluß an einen Elbhafen. Der Strang in der Gegenrichtung, also von Mügeln westwärts, reichte über Glossen, Wermsdorf sowie Mutzschen hinaus bis an die Mulde bei Trebsen. Mügeln mit seinem großen Bahnhof war der Hauptverteiler für die Züge zu dieser Zeit. Schüttgüter, Industrieprodukte, Post, Passagiere – alles wurde in Mügeln „umsortiert“ und in Richtung Bestimmungsort auf die Reise geschickt.
Zu jener Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts war die neue Schmalspurbahn ein wesentlicher Beschleuniger für die Industrialisierung der Region. Einerseits konnten viele Personen und damit Arbeitskräfte schnell und günstig zu den neu entstehenden Firmen transportiert werden. Andererseits ging es natürlich auch um den Transport von Rohstoffen und Produkten, also die Beschleunigung des Handels. Eines der wichtigsten Massengüter war der Abbau und Abtransport von Kaolin in mehreren Kaolingruben westlich von Mügeln wie z.B. in Glossen und Kemmlitz.
Wurde in der DDR – Zeit zumindest auf einem Rumpfnetz noch relativ viel Gütertransport betrieben, verlagerte sich dieser nach dem Beitritt 1990 vollständig auf die Straßen. Lediglich der Transport von Kaolin aus dem Tagebau Kemmlitz wurde auf der Döllnitztalbahn noch bis zur Jahrtausendwende fortgeführt. Dafür entstand am Bahnhof Oschatz extra eine Umschlaganlage auf Regelspurwagons. Man muß zugestehen, daß die unterschiedlichen Spurweiten zwischen Schmalspurbahnen und Regelspur – Netzen immer ein Hindernis für den reibungslosen Transport darstellten. Während in manchen Großstädten mit Regelspur – Straßenbahnnetz sogar nachts Güterstraßenbahnen den Bahntransport mit normalen Wagons bis in abgelegene Betriebe ermöglichten, mußten die Güter für den Umschlag auf Schmalspurbahnen entweder an den Schnittstellen umgeladen oder zumindest die Regelspur – Wagen auf Schmalspur – Rollböcke gezogen werden. Das macht den überregionalen Güterverkehr für Schmalspurbahnen deutlich unwirtschaftlicher. Einige Rollböcke, teilweise auch mit Regelspur – Güterwagen, sind in Mügeln am Bahnhof noch zu sehen. Ein Stück Eisenbahn – Geschichte…
Touristische Attraktion mit dünnem Umfeld
Sehr bedauerlich ist jedoch, daß die Döllnitztalbahn wie oben beschrieben, heute westlich von Mügeln mehr oder weniger irgendwo im Nirgendwo endet. Sie wird aktuell als Museumseisenbahn betrieben und bildet einen wichtigen Baustein für den Tourismus der Region im südlichen Nordsachsen. Um die Döllnitzbahn überhaupt einigermaßen wirtschaftlich betreiben zu können, hat sich der Landkreis Nordsachsen schon vor langer Zeit dazu entschieden, diese auch für den Schülerverkehr zu nutzen. So fließen Fördermittel für den Schülerverkehr in den Betrieb der Bahn. Während der Schultage verkehren natürlich keine Dampfzüge, das wäre viel zu aufwendig und teuer. Stattdessen fahren auf den Gleisen der Döllnitztalbahn Züge mit Diesellok bzw. Dieseltriebwagen.
Der Zweig der Mügelner Schmalspurbahn nach Kemmlitz wurde vor rund 20 Jahren neu aufgebaut. Doch der ist eher für Eisenbahn – Nostalgiker und geologisch bewanderte Besucher im Kaolin-Tagebaugebiet interessant.
Lückenschluß nach Wermsdorf fehlt
Ein Wiederaufbau der Schmalspur – Verbindung nach Wermsdorf würde hingegen touristisch eine echte Aufwertung bringen und damit auch für die Wirtschaftlichkeit der Döllnitzbahn vorteilhaft sein. Denn damit entstünde eine direkte Verbindung von der Haupteisenbahnstrecke Dresden – Leipzig bei Oschatz zum barocken Jagdschloß Hubertusburg, einer der bedeutendsten Jagdschloßanlagen Europas. Viele sprechen vom „Sächsischen Versailles“ bei diesem Schloß, also eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im mittelsächsischen ländlichen Raum. Seit 2013 wurde begonnen, das Schloß Hubertusburg zumindest für die Sommersaison in die Ausstellungs – Landschaft der Dresdner Staatlichen Kunstsammlungen einzubeziehen, was tausende Kunstliebhaber anlockt. Warum sollten die nicht zumindest teilweise mit dem „Wilden Robert“ vom Bahnhof Oschatz anreisen?
Dazu kommen alltäglich viele Besucher von Patienten in den Kliniken Hubertusburg – also viele Menschen, die sich in Richtung Wermsdorf auf den Weg machen. Die Döllnitztalbahn, vor allem mit Dampflok – Zügen an den Wochenenden, könnte für den Tourismus einen wichtigen Lückenschluß und eine eigenständige Attraktion in der Region Mügeln – Wermsdorf bilden. Gerade Familien, die mit Kindern ein vielseitiges Angebot in einem begrenzten Gebiet suchen, würden so von Industrie- und Verkehrsgeschichte, Technik, Kunst, Burgen und Schlössern bis zu Naturerlebnissen im Wermsdorfer Wald eine spannende Vielfalt vorfinden, die mit der Döllnitzbahn bestens verbunden sein könnte.
Der Bahnhof Mügeln und das „Geoportal Porphyrland – Kaolinabbau“
Der Personen – Bahnhof Mügeln, also das Bahnhofsgebäude, wird von der Schmalspurbahn „Wilder Robert“ nicht mehr genutzt. Im Gegensatz zu früheren Zeiten hat sich das tägliche Passagieraufkommen der Döllnitzbahn deutlich verringert und braucht keinen großen Bahnhof mehr. Erst kürzlich wurde das Bahnhofsgebäude deshalb saniert und die „Erlebniswelt Kaolin“ im Geoportal Bahnhof Mügeln eingerichtet. Die Ausstellung informiert Dich über alle Zusammenhänge mit dem wertvollen Rohstoff aus der Region. Außerdem kannst Du je nach Zeit und Lust auf mehreren Routen auf Wanderschaft gehen – teilweise auch unter Nutzung der Döllnitzbahn für Teilstrecken bzw. um einen Ausgangspunkt zu erreichen.
Kaolin – Geologischer Erkundungsspaziergang
Direkt vom Stadtzentrum westwärts führt der „Weg zum Kaolin“ entlang der idyllischen Döllnitzaue nach Altmügeln. Dort findest Du die alte Kirche St. Marien Altmügeln, die bereits 1135 erstmals in schriftlichen Zeugnissen erwähnt wurde. Darin ist unter anderem das einzige bekannte Bauern – Epitaph (eine beschriebene, gestaltete Grabplatte) in einer Kirche zu finden, welches dem lokalen Bauern Paul Wagner gewidmet ist. Gleich hinter der Kirche, die interessanterweise „dezentral“ am Stadtrand steht, führt ein Weg zum Kaolin – Tagebau Schleben – Crellenhain. Dort kannst Du an der Kaolinbank, einer Bergbau – Kipplore, in die eine Sitzbank eingebaut wurde, einen Blick auf das ausgedehnte Kaolin – Tagebaugelände werfen. Der „Weg zum Kaolin“ geht in Mügeln auch an Industrieanlagen von Kaolin – Verbrauchern wie der historischen Ofen – Tonwaren und Porzellanfabrik vorbei. Als Runde ausgeführt, beträgt die Gesamtlänge für den „Weg zum Kaolin“ bei Mügeln etwa 5,9km.
Kaolin ist ein verwittertes vulkanisches Gestein, welches in der Zeit vor etwa 290 Mio. Jahren durch riesige vulkanische Aktivität an die Erdoberfläche geworfen wurde. In anderen Geopark – Regionen wie um Beucha bei Leipzig, den Hohburger Bergen oder dem Schildberg bei Schildau blieb dieses Gestein als Porphyr erhalten und wurde bzw. wird in Steinbrüchen gewonnen. In der Kreidezeit und dem Tertiär verwitterten Teile des Porphyrs chemisch und unter subtropischen Klimabedingungen und bildeten Tonlagerstätten mit 10 bis 30m Mächtigkeit. Verwendet wird Kaolin als Ton für verschiedene Verarbeitungen wie Ofenstein und – Kacheln, Sanitär- und Elektrokeramik, Fliesen oder in besonders feiner Ausführung für Porzellan und Fayence – Geschirr.
Wanderrouten um die Kaolingruben
Neben dem „Weg zum Kaolin“ wurden noch drei weitere große Wander- oder Radfahrer – Runden bei Mügeln ausgewiesen. Diese führen jeweils an oder in der Nähe von Kaolin-Gruben entlang. Teilweise kannst Du die Döllnitzbahn für Streckenabschnitte nutzen, um nicht alles laufen zu müssen. Diese Routen nennen sich „Gröppendorfer Runde“ – mit 19,3km die längste Strecke, bis Glossen aber auf der Strecke der Döllnitzbahn, „Sornziger Runde“ – 14,7km, diese verläuft von Mügeln aus parallel zum Kemmlitzer Zweig der Döllnitzbahn und „Börtewitzer Runde“ – 12,2km, hier ist Kemmlitz Ausgangs – und Endpunkt.
Heimatmuseum Mügeln – Auszüge aus der Stadtgeschichte
In der Alten Mädchenschule von 1834 am Schulplatz 2 bietet Mügeln ein kleines Heimatmuseum. Dieses hat Samstags und Sonntags von 14 – 17 Uhr geöffnet – zumindest an den Tagen, wo auch Dampfzüge der Döllnitzbahn unterwegs sind. Die Ausstellung eröffnet einige Einblicke in die über 1000 – jährige Stadtgeschichte von Mügeln. Vor allem wird die Zeit seit der Industrialisierung mit dem Bau der Döllnitzbahn dargestellt und ein Teil der Produktpalette von Mügelner Betrieben gezeigt. Bis dahin war mir nicht so sehr klar, was überhaupt in Mügeln alles hergestellt wurde und wird! Erfreulicherweise haben einige der Firmen im Gegensatz zu vielen anderen ostdeutschen Betrieben die Zeit der Deindustrialisierung der früheren DDR – Länder überlebt. VARIA – Schulfarbkästen – wer weiß, daß die aus Mügeln kommen? Selbst einige der im Westen bekannten Marken sind eigentlich VARIA – Produkte, nur mit anderem Etikett. Edle Ofenkacheln für Kamine und Herde, Isolatoren für die Elektroindustrie – alle aus Mügeln!
www.heimatmuseum-muegeln.de
Adresse: Schulplatz 2 an der Postmeilensäule
Nebenbei spielt Kirchenmusik und das Musikleben überhaupt eine Rolle in Mügeln. Nach der Darstellung im Museum war das Mügelner Land eine „katholische Enklave“ des Hochstift Meißen zwischen der protestantischen Bewegung in Sachsen, die das Kurfürstentum förderte. Doch die Reibung zwischen den kirchlichen Bekenntnissen entlud sich in Mügeln nicht zwangsläufig in Konflikten, sondern in der Förderung von Kirchenmusik und Schulbildung. Schon 1350 gab es einen bekannten Minnesänger Heinrich von Mügeln, der mit Sangspruchdichtungen einen lokalen Walter von der Vogelweide abgibt. Aus reichhaltigem Chorleben und aktiver Kirchenmusik gingen mehrere überregional bedeutsame Künstler hervor, die in Sachsen als Kantoren und Musiker wirksam wurden. Kirchenmusik und andere Konzerte gibt es heute noch gelegentlich in Mügeln.
Sonderausstellung Gottlieb Münch
Bei Gelegenheit kannst Du im Heimatmuseum auch eine Ausstellung von Fotografien des Mügelner Lokal – Fotografen Gottlieb Münch sehen. Dieser war bereits seit den 60er Jahren immer mit der Kamera unterwegs, wenn es in der Region etwas los war oder wenigstens das Licht gut genug. So dokumentieren seine Fotos zahlreiche Hochzeiten, die Arbeit in Mügelner Betrieben, Marktszenen, Jazzbands der 60er, Stadtansichten mit Burg und Döllnitzbahn, Ausflüge an die Ostsee und Alltagsereignisse aus dem Tal der Döllnitz. Qualitativ hochwertig mit gekonntem Spiel von Licht, Schatten, Schärfe und Szene.
Dabei ist es ein Glücksfall, daß engagierte Mügelner Bürger das umfangreiche Fotoarchiv überhaupt vor dem Sperrmüll retten konnten. Da der im Jahr 2020 verstorbene Fotograf Gottlieb Münch keine Nachkommen hatte, blieb der Verbleib der Sammlung ungeregelt. Erst als Nachbarn den Museumsleiter des Mügelner Heimatmuseums auf die Räumung der Münch – Wohnung und bevorstehende Entsorgung aufmerksam machten, wurde dieser Schatz gesichert.
Weil der Fundus umfangreich und bisher nur zum Teil aufgearbeitet ist, besteht die Chance, daß in Zukunft immer wieder thematische Fotogalerien von Gottlieb Münch die Ausstellungen des Mügelner Heimatmuseums bereichern.
Radfahren bei Mügeln
Sicher lassen sich die Kaolin – Routen teilweise auch per Rad erkunden. Ich war zumindest in dem Gebiet zwischen Altmügeln und Glossen mit dem Fahrrad unterwegs, auf schmalen Straßen und ohne allzu viel Autoverkehr.
Mügeln hat aber auch noch weitere Radrouten entwickelt. Als „Obstland – Radrouten“ sind drei verschiedene Fahrrad – Rundtouren ausgewiesen, die in die südöstlich von Mügeln gelegenen Obstanbaugebiete bei Dürrweitzschen und südlich der Autobahn A 14 sowie bis Leisnig an der Freiberger Mulde führen. Überschrieben sind die Radrouten mit „Obstland aktuell„, „Geschichte des Obstanbaus“ und „Spirituelles rund um’s Obst„. Radfreunde mögen beachten, daß auch auf der dritten Route die Regelungen zum limitierten Alkoholpegel im öffentlichen Verkehr nach StVO gelten. Die Routen sind am Mügelner Bahnhof – also vor dem Geoportal – auf Karten ausgezeichnet.
Ohne extra Ausweisung als Radroute ist aber die Verbindung zum Wermsdorfer Wald und nach Wermsdorf sowie für Fernradler der Weg in die Dahlener Heide ebenfalls gut zu bewältigen, ohne dafür auf allzu vielen Straßen dem Autoverkehr ausgesetzt zu sein. (Radweg – Empfehlung: über Altmügeln, am Kaolin – Tagebau vorbei und dann bergauf nach Seelitz, von dort weiter in den Wermsdorfer Wald)
„Bankenstadt“ Mügeln
Der Bequemlichkeit wegen und für touristische Attraktivität hat man sich noch etwas einfallen lassen und Mügeln zur „Bankenmetropole“ erklärt. Dabei geht es weniger um Bares, Aktienkurse oder Spekulantentum, sondern um verschiedenste Bänke als Sitzgelegenheiten, verteilt im ganzen Stadtzentrum und vor allem in den Parkanlagen der Döllnitzaue und am Anger. Von der „Kaolin – Bank“ in einer Kipplore des Tagebaus war ja schon die Rede. Außerdem gibt es noch die Schulanfänger – Bank (eine klassische kleine Schulbank aus Großmutter’s Zeiten mit fest verschraubtem Schreibpult), die Gänsebank, eine Notenbank, Hausbank, Feuerwehrbank, Massagebank, Arme-Sünder-Bank usw…. Insgesamt 37 Banken weist der aktuelle Mügelner BankenIndex derzeit aus. Mach Dich selbst auf Entdeckungstour, Ruheplätze gibt es wegen der inflationären Aufstellung von Banken für den Stadtbummel jede Menge.
Ausflugs – Tips für Mügeln und das Tal der Döllnitz
Gastronomisches in Mügeln
Der Gepäckwagen ist der Speisewagen! Bist Du mit der Döllnitzbahn unterwegs, an einem der „Dampfzug – Tage“, dann kannst Du einen kleinen Imbiß direkt am Zug bekommen. Bei den längeren Aufenthalten an den Endstationen und am Bahnhof Mügeln öffnet sich die Tür am Gepäckwagen und dort wird Kaffee, Tee, Achsöl, Sekt und Bier, Feuerwehrbrause, eventuell Kuchen und sowas einfaches wie Wiener Würstchen oder Bockwurst verkauft.
Einen Bio – Imbiß bietet das Bio-Cafe am Markt 6 im „Gesundhaus Mügeln“ zu üblichen Ladenöffnungszeiten. Dieser Laden ist gleichzeitig auch Touristen-Information für Mügeln und verkauft Bücher, Naturkosmetik etc.
Die Gaststätte Altmarkt 6 bietet verschiedene Hausmannskost und gediegene Mahlzeiten. Es stehen sogar ein paar vegetarische Gerichte auf der Speisekarte, was in ländlichen Gemeinden leider immer noch keine Selbstverständlichkeit ist.
Wer nur eine einfache Speise zwischendurch sucht, findet in der Dr. Friedrichs – Straße (Hauptstraße vom Markt zum Bahnhof) auch einen Asia – Imbiß. Die Auswahl ist gar nicht so schlecht, auf der Speisekarte sind ebenfalls einige vegetarische Angebote z.T. mit Tofu. Natürlich gibt es im Asia Imbiß alles zum Mitnehmen, doch einige Tische und bequeme Plätze laden nichtheimische Gäste zum Verweilen vor Ort.
Wetter in Mügeln
Die Dampfzüge der Döllnitzbahn fahren bei jedem Wetter an den geplanten Tagen. Also auch ggf. im Winter bei Schnee (besonders schön sind Glühwein – Fahrten im Advent!) oder auf Frühlingsfahrten, wenn in der Döllnitzaue das frischgrüne Laub durchbricht. Eine kleine Mügeln – Wettervorschau für die nächsten drei Tage bietet Dir die nebenstehende Übersicht.
Anreise in die Döllnitz – Aue
Die Anreise nach Mügeln kann natürlich am Besten per Bahn erfolgen. Bahnhof ist erstmal Oschatz an der Regionalbahn – Strecke Leipzig – Dresden. Dort fährt die Döllnitztalbahn als Schmalspurbahn nach Mügeln. Die Nutzung der Döllnitzbahn ist übrigends mit gültigem Fahrschein des Verkehrsverbundes MDV möglich, zu dem auch die Schmalspurbahn gehört. Für die Dampfbahn – Fahrten an bestimmten Wochenenden muß allerdings ein Dampfzuschlag gezahlt werden. In der Woche von Montag bis Freitag dient die Döllnitzbahn vor allem dem Schülerverkehr (Achtung – abweichende Fahrtzeiten während der sächsischen Schulferien!) und wird mit Dieselantrieb bzw. einem Verbrennungstriebwagen bedient.
Die Dampfzüge fahren nicht an jedem Wochenende! Über die Dampfzug – Tage der Döllnitzbahn informiert die Website.
Eine Alternative ist die Anreise bis zum Bahnhof Dahlen (Sachsen) auf gleicher Bahnstrecke. Von dort fahren Montag bis Samstag Busse als sog. „Taktbus“ Dahlen – Wermsdorf – Mügeln. Sonntags fahren diese Busse allerdings nicht.
Mit dem Auto führt der Weg entweder über die Autobahn A14 Leipzig – Dresden bis Abfahrt Leisnig oder über die gute alte Fernstraße B6 bis Lonnewitz bei Oschatz. Von der B169 (Döbeln – Riesa) gibt es bei Ostrau auch noch eine Abfahrt in Richtung Mügeln.
Mit dem Fahrrad ist die Anfahrt am Schönsten durch die Dahlener Heide über Dahlen und den Wermsdorfer Wald. Vom Elberadweg kannst Du aus Richtung Süden kommend in Zehren abbiegen und über Lommatzsch nach Mügeln fahren. Aus Richtung Norden spätestens in Strehla oder schon in Belgern vom Elberadweg abweichen und durch die Dahlener Heide fahren.
Interessiert an weiteren Abenteuern in der Region?
Du kannst zum Beispiel das Schloß Hubertusburg in Wermsdorf besuchen, das „sächsische Versailles“.
Oder mach Dich auf in die Dahlener Heide – zu Fuß oder mit dem Fahrrad!
In Gedanken schon unterwegs? Mach Deinen Freunden Dampf und los!
Wenn Dir der Beitrag zur Döllnitztal – Schmalspurbahn gefallen hat, dann besuche doch die nächsten Dampflok – Tage und mach die Fahrt mit den historischen Zügen! Und lade Freunde dazu ein – am Besten, indem Du den link zum Beitrag in Deinen social media Kanälen teilst. Danke!
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