Eine beeindruckende Kulisse im flachen Land bietet die Bergkirche Beucha östlich von Leipzig. Gebaut auf einen Hügel, wie das so für viele Kirchen üblich ist, ragt sie aus der Landschaft heraus. Intensive Steinbrucharbeiten führten dazu, daß sie nun auf einer kantigen Felszunge wie im Gebirge steht, während zu ihren Füßen ein wassergefüllter Steinbruchsee liegt. Der Besuch der Bergkirche Beucha und ihrer umgebenden „Felslandschaft“ am Steinbruch ist einen schnellen Ausflug von Leipzig aus wert.
Ausflugsziel Bergkirche Beucha – Spazierrunde oder Konzertkulisse auf der Anhöhe
Wer Berge in der Nähe von Leipzig sucht, wird sich schon mit kleineren Erhebungen zufrieden geben müssen. Denn die Leipziger Tieflandsbucht ist eine weitgehend flache Landschaft. Da sind gut 20m, die der Kirchberg von Beucha über die Umgebung herausragt, schon mal eine richtige Höhe. Während der Völkerschlacht gegen Napoleon von 1813, die in diesem Gebiet stattfand, diente der Kirchberg Beucha denn auch als Beobachtungsposten.
Für die Bergkirche Beucha hat sich die Gemeinde quasi selbst eine besondere Kulisse geschaffen. Wie üblich wurde die Kirche auf der höchsten Erhebung des Ortes gebaut – 147m über normal Null, eben gut 20m über der umgebenden Landschaft. Damit allein war sie schon eine weithin sichtbare „Bergkirche“. Doch durch den Abbau von Porphyr – Gestein in einem Steinbruch am Berg wurde die Ansicht geradezu spektakulär und die Kirche in Beucha auf einer exponierten Fels – Klippe zur Sehenswürdigkeit.
Steinbruchsee auf Pfaden umrunden
Ein Ausflug lohnt sich also, besonders in der wärmeren Jahreszeit. Du kannst den alten Kirchsteinbruch Beucha auf schmalen Pfaden umrunden und genießt vielfältige Ansichten der Felswände und der Kirche, die oben über dem Steinbruchsee thront. Baden ist offiziell nicht erlaubt, die Einheimischen nutzen trotzdem den einen oder anderen seichten Zugang zur Abkühlung. Wegen des harten Felsens an den Klippen und der unbekannten Untergründe ist dabei auf jeden Fall Vorsicht geboten. In den letzten Jahren gab es ab und zu Probleme mit Wildcampen und Wildangeln am Steinbruch in Beucha, das wird inzwischen weniger toleriert.
Es geht etwas hoch und runter auf den Pfaden um den Steinbruch, deshalb sind „geländefähige“ Schuhe angeraten. Offenliegender Fels ist eher selten, wenn Du nicht die Trampelpfade bis zum Wasser runterkletterst. Am Ostufer verläuft eine lange „schiefe Ebene“, die frühere Zufahrt zum Steinbruch. Außerdem finden sich hier und da noch Fundamente und Stützwerke für Förderanlagen oder die Seilbahn des früheren Steinbruch – Betriebs.
Kirchbesuch in der Bergkirche mit Konzert, Gottesdienst oder an Sonntagsnachmittagen
An Sonntagen von Ostern bis Reformationstag kannst Du die Bergkirche Beucha auch von innen betrachten – zwischen 14 und 17 Uhr ist die Sehenswürdigkeit für Besucher geöffnet. Die Krönung eines Besuchs ist sicherlich eines der Konzerte in der Kirche oder eine andere kulturelle Veranstaltung.
Der Pfad um den Steinbruch Beucha gehört zu den erschlossenen Routen des „Geoparks Porphyrland„, zu denen u.a. auch die Hohburger Berge weiter östlich über der Mulde zählen. Dafür sind an verschiedenen Stellen Informationstafeln aufgestellt, die über die geologische Entstehung der Gesteine, die Steinbrucharbeiten und die Kirchengeschichte informieren. Keine Überforderung, aber schnell erworbenes Wissen am Wegesrand. Bereits im 19. Jahrhundert kamen Geologen der Universität Leipzig und deren Studenten auf Exkursionen nach Beucha! Dazu gehörte auch Karl Herrmann Credner, der die geologische Kartierung in Sachsen begründet hat.
Geschichte der Bergkirche Beucha
Etwa um das Jahr 1000 bis 1200 gab es auf dem Berg eine slawische Kultstätte. Im Zuge des Bevölkerungswachstums im Hochmittelalter und der Besiedlung weiterer Räume durch christliche Einwanderer wurde mit dem Bau einer Wehrkirche begonnen, die 1280 erstmals Erwähnung fand. Man geht davon aus, daß die Räume der Sakristei östlich des Turms aus dieser Zeit stammen.
Im Jahr 1429 wurde das Dorf Beucha und die Kirche von den Hussiten niedergebrannt. Nach dem Wiederaufbau baute man westlich an den Kirchturm ein größeres Langschiff an. Das erklärt wohl auch die recht ungewöhnliche Struktur der Kirche, wo der Turm im Osten steht. (Üblicherweise stehen Kirchtürme hierzulande im Westen am Hauptschiff angegliedert, im Osten ist oft eine Apsis für den Altarraum). Aus der Zeit um 1500 sind noch heute Wandmalereien in der Bergkirche erhalten, die im Raum hinter dem Altar zu finden sind.
Bergkirche Beucha trotzt Kriegen und Gier
Während der Völkerschlacht von 1813 wurde die Kirche Beucha geplündert.
Mitte des 19. Jahrhunderts wollten die Steinbruchbetreiber der Gemeinde Kirche und Kirchfels abkaufen, um den Steinbruch auch in dieser Richtung voranzutreiben. Doch der damalige Pfarrer Eduard Stephani widersetzte sich diesem Ansinnen und verteidigte seine Kirche. Für die Familie Stephani findet sich am südlichen Rand der Bergzunge ein Grabmal mit Gedenkstein. Statt dem Abriß wurde die Kirche 1847 und ’48 ausgebaut. Damit einher ging der Neubau eines größeren Hauptschiffs. Die Bergkirche Beucha erhielt in etwa die heutige Gestalt.
Über die Jahrhunderte war die Kirche mit verschiedenen Orgeln ausgestattet bzw. wurden diese oft überarbeitet. Die heutige Orgel stammt aus dem Jahr 1931, der Orgelbaumeister hat diese aber in ein älteres Orgelgehäuse eingepaßt.
Auferstanden aus Ruinen
Am Ende des zweiten Weltkriegs wurde die Kirche Beucha durch Bomben stark beschädigt. Es dauert bis in die fünfziger Jahre, ehe die Schäden weitgehend repariert sind. Doch während der DDR – Zeit leidet die Bausubstanz, Reparaturen blieben aus oder wurden nur notdürftig ausgeführt. Als nach dem Ostergottesdienst 1989 Teile der Decke abstürzten, wird die Kirche wegen Baumängeln gesperrt. Die Sanierungsarbeiten dauern bis zum Jahr 1997, ehe die Kirche in Beucha wieder voll genutzt werden kann. Seitdem ist die Bergkirche auf der Steinbruch – Klippe ein beliebtes Ausflugsziel für Leipziger und von weiter her Angereiste.
Auf dem Kirchturm hängen drei Bronzeglocken, wobei die Älteste bereits aus dem 15. Jahrhundert stammt. Die jüngste Glocke ersetzt eine der im Krieg eingeschmolzenen und stammt aus dem Jahr 2008.
Der Steinbruch in Beucha
Das Gestein des Kirchbergs in Beucha, ein Granit – Porphyr, entstand bereits durch vulkanische Tätigkeit vor 285 Millionen Jahren. Teile davon verwitterten später im feucht – warmen Klima zu Kaolin, einem feinen Ton. Am Fuße des Berges entstanden im Tertiär Braunkohlen – Moore, die die Braunkohlenflöze des Leipziger Umlandes aufbauten. Überformt wurde der Berg zuletzt durch die Eiszeiten, wo die Kuppe von Geröll im Gletscher der Eismassen abgeschliffen wurde.
Bereits am Ende des Mittelalters begannen Bauern der Region, in eigenen kleinen Gruben Steine für Bauzwecke zu brechen. Größere Brucharbeiten sind für das 15. Jahrhundert belegt.
Steine für Leipzig – Industrialisierter Steinabbau
Mit der Industrialisierung nahm die Steinbruchtätigkeit in Beucha ab 1884 enorm zu – Maschinen und neue Technologien ermöglichten den Gesteinsabbau in bis dahin unbekannten Größenordnungen. Die nahe Stadt Leipzig hatte einen enormen Bedarf für harten Stein zum Bau von Brücken, Gebäuden und Straßen. Waren die Steinbrecher bis dahin vor allem angeworbene Zuwanderer aus Bayern, Polen, Italien und Österreich, erlernten nun auch Einheimische die Steinarbeiter – Berufe. Die Bevölkerungszahlen in Beucha stiegen mit der Abbaumenge.
Der Steinbruch umschloß die Kirche von Beucha mit ihrem Gelände U – förmig Richtung Osten, der Kirchbruch trug den Berg ringsherum vollständig ab und wurde Stück für Stück zur Grube.
Leipziger Baudenkmale aus Beuchaer Stein
Berühmtestes Bauwerk aus dem Beuchaer Granitporphyr ist das riesige Völkerschlacht – Denkmal in Leipzig. Sowohl der Baukörper als auch die monumentalen Figuren wurden aus dem Granitporphyr des Steinbruchs Beucha geschaffen. Insgesamt wurden dafür 32.500 Tonnen Gestein nach Leipzig geliefert. Dafür waren etwa 2000 Steinbrecher und Steinmetze angestellt. Auch für den Hauptbahnhof Leipzig, für das Reichsgericht, die Deutsche Bücherei und in den 1980er Jahren für das Neue Gewandhaus zu Leipzig wurde Stein aus Beucha verwendet.
Der Kirchsteinbruch wurde allerdings 1958 aufgelassen (der Betrieb eingestellt). Weil sich die Grube in den folgenden Jahrzehnten mit Wasser füllte, gibt es inzwischen in Beucha den Steinbruchsee. Dieser ergänzt das idyllische, menschengemachte Ensemble um eine weitere ansehnliche Komponente.
Besuchstips für die Bergkirche Beucha und den Steinbruchpfad
Wetter in Beucha
Natürlich ist es am Besten, die Sehenswürdigkeit Bergkirche in Beucha bei schönem Ausflugswetter zu besuchen. Das geht ganzjährig, wenn die Sonne munter scheint und blauer Himmel die Ansicht optimiert. Mir ist das an einem Herbsttag leider gerade mal nicht gelungen, weshalb die Fotos etwas „bedeckt“ daherkommen.
Buntes Herbstlaub oder rote Hagebutten setzen trotzdem Akzente. Im Herbst wegen feuchtem Laub oder im Winter bei Eis und Schnee solltest Du auf den steileren Abschnitten des Pfades um den Steinbruch etwas vorsichtig sein. Meistens gibt’s außenrum auch noch eine sanfte Alternative für ältere und gehandicapte Besucher.
Anreise zur Bergkirche
Beucha hat einen Bahnhof! Das macht die Fahrt mit dem Zug recht einfach – vom Hauptbahnhof in Leipzig in den Zug (RB 110 )* nach Grimma (ggf. Döbeln) einsteigen, los geht’s. Abfahrt stündlich, Fahrtdauer eine knappe Viertelstunde. Da der Besuch am Steinbruch und in der Bergkirche für die Meisten in zwei Stunden erledigt ist, kannst Du also auch noch die Stadt Grimma als weiteres Ausflugsziel ansteuern.
Von Leipzig aus ist Beucha gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Der direkte Weg vom Leuschnerplatz über Anger – Crottendorf, Zweinaundorf und Baalsdorf ist nur 15km lang und flach, bis auf Bahn – oder Autobahnbrücken. Eine größere Runde kannst Du drehen, wenn Du noch über Markkleeberg und Großpösna fährst. Beucha und die Bergkirche ist im sächsischen Radwegenetz als Etappenziel eingebunden. Die Fortsetzung in östlicher Richtung ist von hier über den Leipzig – Elbe – Radweg z. B. nach Wurzen, in die Hohburger Berge, zum Schildberg und die Dahlener Heide möglich.
Keine Werbung für’s Auto – aber einfacher geht es fast nicht. Beucha liegt direkt an der A14 Leipzig – Dresden und am Autobahndreieck mit der A38 von Göttingen. Kommst Du mit Deinem Auto oder einem Mietwagen* von Leipzig, dann fährst Du am Besten an der Anschlußstelle 27 Kleinpösna ab und bist in wenigen Minuten am Ziel. Aus Richtung Dresden ist es möglich, schon an der Abfahrt 29 Naunhof abzufahren und ggf. einen Stau am Autobahndreieck zu vermeiden, von dort sind es allerdings noch ein paar Kilometer mehr.
Ein ausreichend großer Parkplatz liegt südlich des Steinbruchsees in Beucha. Von dort hast Du schon mal den besten Blick auf Bergkirche und Steinbruch.
Gaststätten und Verpflegung
In Beucha selbst habe ich leider nichts entdeckt. Da kannst Du besser mal im nahen Ort Brandis gucken – dort ist Café am Schloß, Pizzeria und Eiscafé zu finden und auch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten wie Schloß und Schloßpark liegen an der Route.
Geologisch interessiert?
Wanderkarte, Radkarte, Bücher
Radwanderkarte_Grimma-Wurzen-Eilenburg, Muldental* 1:50.000 mit Colditz, Brandis, Wermsdorf, Mutzschen, Leisnig, Bad Lausick
Eine Radwander – und Wanderkarte für das Muldental von Grimma bis Eilenburg ist im A.Barthel Verlag erschienen. Diese bezieht auch weitere interessante Regionen von Leisnig und Bad Lausick bis eben Brandis mit ein. Im Maßstab 1:50.000 ist sie recht detailreich, aber auch umfassend genug, daß Du mit dem Rad ein größeres Gebiet erschließen kannst.
Radwander- und Wanderkarte Leipzig und Umgebung*: Schkeuditz, Brandis, Markrahnstädt, Markkleeberg, Rötha, Naunhof, Thallwitz, Rackwitz M: 1:35.000
Bist Du häufiger mit dem Rad oder als Wanderer in und um Leipzig unterwegs, dann bietet Dir die Wanderkarte Leipzig und Umgebung Hilfe bei der Orientierung. Der Maßstab 1:35.000 verspricht eine hohe Detaildichte, so daß auch kleinere Sehenswürdigkeiten, Zielobjekte und Geländemarken enthalten sind. So lassen sich die Messestadt und ihre Nachbargemeinden wie Beucha, Brandis, Machern usw. gründlich kennenlernen.
Quer durch*: Kaum zu glauben, aber Dirk Gebhardt ist einmal durch Deutschland gewandert, quer durch von West nach Ost, von Isenbruch bis Zentendorf. Und hat ausgerechnet in Beucha Station gemacht, nach Leipzig und vor Wurzen. Als professioneller Fotograf hat er diese Wanderung in Bildern festgehalten, aber auch von seinen Erlebnissen und Begegnungen berichtet. Die Vielfalt der Menschen, die ihm begegnet sind, ist groß, die Übernachtungsquartiere bunt. Im Buch „Quer durch“ berichtet der von seiner Reise und illustriert die Erlebnisse mit fast zweihundert Fotos sowie Diagrammen und Graphiken, die den demographischen Wandel und die Lebenssituation der Menschen am Weg greifbar machen.
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Bildquellen: Radwander – Karte openstreetmap & contributers, Produktfotos Hersteller/ Händler